– Telefonzelle lädt jeden zum Schmökern ein –
Von Susanne Jansen
Breyell. Aus dem Auto heraus fällt sie schon von weitem ins Auge, die Telefonzelle auf Gier in Breyell: ein üppig mit Büchern bestücktes nostalgisches Kleinod für jedermann. Eigentümer Peter Nisters freut sich über den regen Zuspruch und fliegenden Wechsel: „Mittlerweile haben wir ein größeres Regal in der Telefonzelle installiert, das alte platzte aus allen Nähten.“ Obendrein lagert er stapelweise Bücher in seinem Büro, die zwischendurch ihren Weg in die Zelle finden, sobald wieder etwas Platz ist.
„Tess Gerritsen erfreut sich großer Beliebtheit, davon habe ich gerade ein paar und lese sie auch selbst. Konsalik und Simmel nehme ich nicht mehr, darüber informiere ich auch mit einem Flyer an der Zelle. Die liest heutzutage niemand mehr“, weiß er aus Erfahrung. „Manchmal finde ich in der Zelle auch schöne Bildbände. Die reiche ich dann an den Kindertraumladen in Kaldenkirchen weiter, dort finden sie ihren direkten Weg an Liebhaber.“
Nach wie liege das Buch in seiner gedruckten Form hoch im Kurs: „Meistens sind es eher ältere Leute, die e-Books lesen, weil die Schrift größer ist. Das weiß ich, weil ich auch schon mal Bücher an ein Altenheim spenden wollte.“ Aber für einen Strandurlaub zum Beispiel sei das Tablet eher nicht geeignet, weil es durch Sand und Feuchtigkeit sehr schnell kaputt geht. „Außerdem bevorzugen tatsächlich viele passionierte Leser immer noch die klassische Printversion.“
Nisters selbst, wen wundert es, ist ein erklärter Bücherliebhaber: „Ich finde es schön, wenn Bücher dekorativ sind, man nimmt sie gerne mal in die Hand, sieht sie genauer an, und sie sorgen für eine bunte Vielfalt in der Telefonzelle. Kürzlich hatte ich zum Beispiel eine hübsche gebundene Ausgabe von Der Medicus, mit einem Lesebändchen. Sowas sticht neben dem Pendant, der gleichnamigen Taschenbuchausgabe, natürlich optisch hervor.“
Die für die Leser kostenlose kleinste Bücherei Nettetals floriert im wahrsten Sinne des Wortes. „Regelmäßig werden Bücher mitgenommen, durch neue ersetzt oder zurück gebracht. Manchmal ergeben sich auch Aufträge“, erzählt Nisters schmunzelnd und verweist damit auf sein Angebot, das sich über sämtliche Interessengebiete und Altersgruppen erstreckt. Kürzlich habe zum Beispiel eine Mutter auf Facebook Bücher für Vierjährige gesucht. Der Breyeller machte darauf über seinen Whats App Status aufmerksam und teilte die Anfrage via Instagram sowie Facebook. Es dauerte nicht lange, und sein Fundus erweiterte sich auf 50 neue Bücher für die gewünschte Alterskategorie.
Bei schönem Wetter sieht der Breyeller auch schon mal Mütter mit ihren Kindern in den Büchern stöbern, und bietet dann an, noch ein paar aus seinem Büro zu holen. Alles läuft ordentlich Corona konform ab. „In die Zelle passt eh nur eine erwachsene Person hinein, dort steht Desinfektionsmittel und wenn man jemandem davor begegnet, hält man automatisch Abstand.“
Demnächst werden neben der Bücherzelle noch zwei Bänke und ein Tisch aufgebaut, „damit man sich bei schönem Wetter auch mal hinsetzen und in das ein eine oder andere Buch hineinschmökern oder einfach nur mal klängern kann.“ Die Menschen freuen sich über das besondere Angebot. „Kürzlich hat jemand quasi ein Buch bei mir bestellt, und als ich es anbieten konnte, bekam ich zum Dank Merci Schokolade geschenkt“, sagt Nisters lächelnd.
Die Telefonzelle ist von Montag bis Freitag ab 8 Uhr, samstags ab 9.30 Uhr und sonntags ab 10 Uhr geöffnet. Die Schließung erfolgt jeweils um 20 Uhr.
Text und Fotos: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen