„Demokratie leben!“ – Gelassenheit und Ironie


– In Diskussionen Brücken bauen – 

Kreis Viersen (red). Wie kann ich populistischen Parolen im Alltag begegnen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der dritten Demokratiekonferenz im Kreis Viersen. Das jährliche Netzwerktreffen dient dem Austausch aller Institutionen und Initiativen, denen gelebte Demokratie ein wichtiges Anliegen ist. In einem lebendigen Vortrag mit vielen Praxisbeispielen hat der Politikwissenschaftler Prof. Klaus-Peter Hufer den Teilnehmern wichtige Tipps anhand von Praxisbeispielen erläutert. So rät er, sich auf einprägsame Argumente zu konzentrieren und nicht mit einer „Argumentationsflut“ zu arbeiten. Zu Hufers Strategien gehören – je nach Diskussion – auch eine Portion Gelassenheit und Ironie. Zu den zehn Tipps gehört auch der Ratschlag, in Diskussionen Brücken zu bauen.

Nach Hufers Vortrag haben die rund 65 Teilnehmer der Demokratiekonferenz eine positive Bilanz für das Jahr 2017 gezogen. Der Begleitausschuss konnte 16 Projekte mit insgesamt 24.000 Euro fördern. Kreisdirektor und Bildungsdezernent Ingo Schabrich sieht weiterhin viele Aufgaben für das Bundesprogramm „Demokratie leben!“: „Nach zwei Wahlen mit guter Wahlbeteiligung könnte man meinen: Eigenlich funktioniert die Demokratie in Deutschland. Wenn ich mir aber anschaue, wie Politiker im Wahlkampf niedergerbrüllt wurden, dass es links- und rechtsextreme Gewaltexzesse gab – da herrscht oft Ratlosigkeit. Wir müssen noch viele kleine Schritte gehen, um diese Haltungen von Menschen zu ändern.“

Die Leiterin der Geschäftsstelle Regionales Bildungsnetzwerk beim Kreis Viersen, Daniela Schiefner, konnte der Demokratiekonferenz über steigendes Interesse der Gruppen am Bundesprogramm „Demokratie leben!“ berichten. „Schon jetzt fragen Initiativen, wie sie Anträge für das nächste Jahr stellen können. Da die Summe in jedem Jahr neu verteilt wird, haben neue Gruppen eine gute Chance, berücksichtigt zu werden. Es gibt bei uns keine ‚Platzhirsche‘.“ 

Ein Beispiel für Projekte, die „Demokratie leben!“ ist das Theaterprojekt „Ver(vor)urteil“, das das JuCa des SC 08 Schiefbahn gemeinsam mit dem Willicher Verein dareyn e.V. umsetzt. „Dareyn“ heißt auf deutsch „zwei Welten“. Der Verein setzt sich für die Integration und die Chancengleichheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein, die schon sehr lange in Deutschland leben. „In einem interaktiven Theaterprojekt wollen wir uns mit den Stereotypen und Vorurteilen beschäftigen“, erläutert Derya Ünsal, die das Projekt bei dareyn ins Leben gerufen hat. Eingereicht hat den Förderantrag das JuCa. Das Jugendcafé ist als offene Jugendeinrichtung eine wichtige Anlaufstelle in Schiefbahn. „Das Theaterprojekt passt sehr gut zu unserer Ausrichtung“, sagt SC-08-Vorstandsmitglied André Fitzner. „Wir sind bei Kindern und Jugendlichen unter anderem für unsere Workshops bekannt.“

Im kommenden Jahr will die Demokratiekonferenz einen Schwerpunkt bei der politischen Arbeit und bei der Weiterbildung setzen. „Wir wollen Themen wie Auseinandersetzungen und Radikalisierung im Internet aufgreifen und Multiplikatoren zu schulen“, kündigt Ulla Theisling an. Sie ist als Beraterin des Bundesprogramms Demokratie leben! unter anderem im Kreis Viersen unterwegs. Ihr Ziel: Die Projekte sollen „Demokratie zum Anfassen“ bieten. Die Anträge für neue Projekte können zum Jahresanfang beim Kreis Viersen eingereicht werden. Der Hintergrund: „Demokratie leben!“ ist eine Initiative des Bundes gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit.

Weitere Informationen: Wwww.kreis-viersen.de/demokratieleben

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