Wilfried Zint: Schiedsmann aus Leidenschaft
Schaag (sp). „Im nächsten Leben werde ich Jurist. Jura hat mich immer schon sehr fasziniert“, sagt Schiedsmann Wilfried Zint aus Schaag schmunzelnd. Er ist ausgebildeter Werkzeugmachermeister und absolvierte am Abendgymnasium das Abitur. „Ich war Fachlehrer an der Berufsschule in Dülken und danach in Kempen. 1999 ging ich für neun Jahre in den Stadtrat und saß in etlichen Ausschüssen.“ Seit dem Jahr 2000 war er Schöffe beim Amtsgericht Krefeld. Sein Amt im Stadtrat habe er währenddessen aufgegeben, da seine Frau Inge zu Recht angemerkt habe, er sei aufgrund der vielen Termine abends kaum noch zu Hause, erzählt er lächelnd.
„Als dann die Anfrage von der Stadt Nettetal kam, ob ich das Amt des Stellvertretenden Schiedsmannes übernehmen wolle, war ich sofort Feuer und Flamme und habe direkt zugesagt. Und als Frau Michalski vor drei Jahren ihr Amt als erste Schiedsfrau verließ, wurde ich natürlich ihr Nachfolger.“
Bereits 50 Fälle hat er seitdem bearbeitet – mit großem Erfolg: Nur bei vier Streitigkeiten war keine Einigung möglich. „Die Arbeit macht mir viel Spaß, sie ist genau das Richtige für mich. Denn ich habe immer schon über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden verfügt. Außerdem hatte ich viel Glück im Leben, in diesem Sinne möchte ich gerne etwas zurückgeben“, sagt der 72-Jährige strahlend. Seine Aufgaben sind vielfältig, das Schlichtungsverfahren eignet sich bei allen zivilrechtlichen Streitigkeiten, in deren Fokus nicht die Klärung einer Schuldfrage steht. Eine möglichst schnelle Lösung, mit der alle Beteiligten leben können, steht in der Regel im Mittelpunkt.
So geht es unter anderem um den klassischen Streit am Nachbarschaftszaun, wegen Überhang des Bewuchses und Entsorgung daraus resultierender Grünabfälle, oder auch Gewohnheitsrecht. Der ehemalige Lehrer vermittelt bei Zwistigkeiten wegen Einwirkung von Immissionen (Lärm und Gerüchen). Ebenso ist er Vermittler bei Verletzungen der persönlichen Ehre und übler Nachrede sowie Verleumdung gefragt, um nur ein paar von vielen Beispielen zu nennen.
Der Schaager dokumentiert alles detailliert chronologisch. Wenn sich die Parteien während der Schlichtungsverhandlung nicht einigen können, stellt er als Schlichter eine so genannte Erfolglosigkeitsbescheinigung aus. „Das ist die Eintrittskarte fürs Amtsgericht. Davon rate ich aber wärmstens ab. Es ist für alle Beteiligten besser, die Fälle sauber im Rahmen einer Schlichtung abzuhandeln, zumal es sehr teuer werden kann.“ Die Gebühr für die Inanspruchnahme des Schiedsamtes hingegen beträgt einmalig 50 Euro für die Stadtkasse. „Der Antragsteller zahlt. Er kann jedoch auch den Antragsgegner bitten, die Hälfte zu übernehmen.“
Zint bildet sich aber noch weiter, er möchte gerne zukünftig auch als Mediator, als Verfahrensleiter, der Empfehlungen gibt und konstruktiv für eine mögliche Konfliktregelung formuliert, im Einsatz sein. „Der Bund deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen in Bochum als mein Ansprechpartner bietet Fortbildungen an. Ich habe die erste Ausbildung zum Mediator abgeschlossen. Die Lehrgänge finden nur einmal im Jahr statt, ich warte nun auf den abschließenden zweiten Teil.“
Einmal sei der stets ausgeglichene Schiedsmann sehr wütend geworden. „Ein Antragsgegner sagte am Telefon zu mir: Ich möchte mit der anderen Partei nichts zu tun haben. Und von Ihnen möchte ich auch nicht belästigt werden.“ Er antwortete: „Ich bin nicht der Richter, ich bin Ihr Helfer, ich will Ihnen nichts Böses.“ Aber Souveränität habe an dieser Stelle nicht weiter geholfen, es habe einfach an Einsicht gemangelt.
Der Schaager hat einen ganz einfachen, aber wirkungsvollen Tipp, zur generellen Konfliktvermeidung, parat. Er empfiehlt lächelnd: „Man sollte sich einfach gut mit seinen Nachbarn verstehen, vielleicht auch mal entspannt einen Kaffee zusammen trinken. Genau so halte ich es selbst. Ich habe noch nie Probleme mit meinen Nachbarn gehabt – ganz im Gegenteil.“