Ein romantisches Geheimnis


– Sterne leuchten in der Weihnacht –

Oedt (sj). In Oedt gab es in den 1970er Jahren eine sehr engagierte Werbe- und Beleuchtungsgemeinschaft. “Etliche beleuchtete Weihnachtssterne befanden sich im Besitz unserer Geschäftsleute, die dies auch finanzierten“, erinnert sich Georg Fasselt, „zwei davon sind heute noch an der ehemaligen Apotheke, an der Ecke Hochstraße/Mühlengasse zu sehen.“

In jedem Jahr wurden diese Sterne zur Adventszeit von den ansässigen Elektrofirmen, entlang der Hochstraße, an den Hausfassaden angeschraubt und verkabelt. Die Leitungen führten zum Keller der damaligen Firma Steger auf der Hochstraße 104, dort, wo sich heute die Diakonie befindet.

„Meine Frau und ich hatten 1974 geheiratet, und waren im Jahr zuvor in die zweite Etage des Geschäftshauses Elektro Steger, eingezogen. Mit Onkel Aloys und Tante Gertrud verstanden wir uns prächtig.“ So war es selbstverständlich, dass die Geschäftsinhaber dem frisch vermählten Paar den Ladenschlüssel anvertrauten, als sie über Weihnachten verreisten. „Denn aus Erfahrung war bekannt, dass die Oedter am ersten Weihnachtstag oft dringend Batterien für das elektrische Kinderspielzeug benötigten“, berichtet Fasselt schmunzelnd. „Uns, und auch allen anderen Oedtern, fiel jedoch plötzlich auf, dass die Weihnachtsbeleuchtung in der Dunkelheit nicht erstrahlte.“ Was war da los?

„Eine Anfrage bei der Gemeinde brachte Klarheit: Diese übernahm ab sofort nicht mehr die Stromkosten für die Oedter Weihnachtsbeleuchtung. Es handelte sich um eine Anordnung des Gemeindedirektors Alfons Breil.“ So wirkte die Hochstraße, ohne ihre festliche Illumination, schmucklos und dunkel. Selbstredend war die Beleuchtungsgemeinschaft von diesem Umstand ganz und gar nicht begeistert. „Aber natürlich gab es keine finanziellen Mittel, um den Strom nun auch noch selbst zu stemmen.“Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist DSC_5371-scaled.jpg

Weihnachten rückte näher und näher, aber eine atmosphärische Weihnachtsstimmung habe nicht aufkommen wollen. Drei Tage vor Weihnachten, als Aloys Steger sich in die Ferien verabschiedete, habe er bestimmt zu Fasselt gesagt: „Die Weihnachtsbeleuchtung bleibt aus!“ Fasselt schmunzelt: „Er ahnte wohl, dass ich schon herausgefunden hatte, wo die Knöpfe zum Einschalten zu finden sind.“

Am Heiligabend nun, die Christmette begann damals um 22 Uhr, wollten die Fasselts zeitig zur Kirche aufbrechen, da die Sitzplätze bekanntermaßen begrenzt waren. „Deshalb machten wir uns bereits gegen 21 Uhr auf den Weg. Nachdem wir die Hochstraße für wenige Meter beschritten hatten, fassten wir den Entschluss, die Beleuchtung dennoch einzuschalten“, sagt Fasselt und ergänzt augenzwinkernd: „Es musste ja niemand erfahren, wer die Finger im Spiel hatte.“

Kurzerhand machte der junge Oedter also kehrt, enterte den Keller des Hauses und legte alle Hebel um. Auf dem Weg zur Kirche habe er sich sehr bewusst umgesehen und gedacht: Wie ist das doch nur schön! „Das war eben ein Gefühl ‚wie Weihnachten’“, fasst er lächelnd zusammen. „Der Weg zur Christmette wirkte nun besonders feierlich. Und als wir nach den Feierlichkeiten nach Hause gingen, beschallte der Musikverein oben im Glockenturm Oedt mit seinen festlichen Klängen. Und wir nahmen uns, sehr besinnlich gestimmt, erneut Zeit, ausgiebig die weihnachtliche Beleuchtung in unserem beschaulichen Oedt zu bewundern, indem wir mit ihr buchstäblich um die Wette strahlten.“

Drei Stunden darauf schaltete Fasselt die Beleuchtung wieder aus. „Onkel Aloys haben wir nie davon erzählt. Ob er es an der Stromrechnung gemerkt hat, weiß ich nicht. Er hat jedenfalls nie darüber gesprochen, und wir haben einen neckischen Spaß an unserem romantischen kleinen Weihnachtsgeheimnis gehabt.“

Text und Fotos: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

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