Eine Telefonzelle, die Geschichten erzählt


– #telefonzelle für Leseratten und Tauschfreudige –

Breyell (sj). Hier werden Erinnerungen geweckt: Auf der Fahrt durch Gier in Breyell, genau genommen in Höhe der Hausnummer 16, steht nun wieder wie in längst vergangenen Zeiten, eine Telefonzelle im nostalgisch gelben Gewand. Allerdings ist die Suche nach einem Telefon vergebens, stattdessen lädt das klassische Telefonhäuschen, das zunächst auch in der Gier circa im Jahr 2010 als eines der letzten verschwand, zum fröhlichen Schmökern ein. „Lies mal ein Buch!“ steht auf der Tür. Zum Schutz vor Corona stehen darin außerdem ein Desinfektionsmittel und Tücher in der Zelle parat. Und es gibt einen Hinweis, dass aktuell nur ein Besucher die Zelle betreten darf.

„Es begann im Jahr 2014, als die Post ihre Telefonzellen veräußerte. Da war ich direkt Feuer und Flamme und habe eine für unsere Straße gekauft“, sagt Peter Nisters lächelnd. Die ursprüngliche Telefonzelle hatte damals vielfältige Funktionen. Natürlich war das Telefonieren eine davon. „Aber wir haben sie generell auch als Treffpunkt genutzt, und wir haben direkt neben ihr den Maibaum eingegraben, um ihn dort bis morgens um 6 Uhr zu bewachen. „Wenn es regnete, haben wir uns inDieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 20200904_180457-1-1-scaled.jpg der Telefonzelle untergestellt, um unseren Baum weiterhin vor Diebstahl zu schützen, zum Teil mit vier Mann und einem Kasten Bier“, gibt der Breyeller ein Anekdötchen zum Besten. 

„Unsere postgelbe Telefonzelle war aber auch schon damals ein Richtungsweiser. Teilweise sind auf unserer Straße die Hausnummern kreuz und quer angelegt. Durch die Telefonzelle konnte man geschickter die Richtung zum Zielpunkt vermitteln.“ Nisters hatte also entschieden, die Zelle nicht auf privatem, sondern auf städtischem Boden platzieren zu wollen. Die Stadt genehmigte, und Sondernutzungsgebühren werden natürlich auch gezahlt.

„Ich bin im Karneval und im Schützenverein aktiv, und als Corona kam, mussten wir natürlich auf Geselligkeit verzichten und umdisponieren. Schließlich gab es bei mir eine Schützenversammlung, draußen auf dem Hof. Und da dachte ich, wenn die Zelle jetzt immer noch hier herum liegt, halten mich die Schützenbrüder für bekloppt“, erzählt Nisters schmunzelnd.

Zur Verwendung habe es ursprünglich unterschiedliche Ideen gegeben. „Eine Dusche wäre möglich gewesen, ein Schnapsautomat, eine der kleinsten Discotheken Deutschlands, wie es sie bereits in Berlin gibt“, zählt er schelmisch auf. Die Idee mit dem Büchertausch sei aber dann eine besondere Herzensangelegenheit gewesen. „Wir hatten selber noch Bücher im Keller, unter anderem Kinderbücher. Heutzutage ist es aber schwierig, Kinder mit Büchern zu locken, weil selbst die Jüngeren Informationen im Internet abrufen. Selbst auf dem Trödel laufen Bücher kaum noch.“

Die Telefonzelle als Minibücherei hingegen, mit einem Schaukasten für Veranstaltungsmitteilungen und Nachbarschaftstreffen auf der Rückwand, erfreut sich bereits größter Beliebtheit. Sie ist von Montag bis Samstag, von 8 bis 20 Uhr geöffnet, sonntags ab 10 Uhr. „Es kamen bereits etliche Leute vorbei, brachten Bücher und nahmen sich selbst etwas Neues zum Lesen mit.“ Auch Probelesen auf den beiden Bänken, direkt neben der Telefonzelle, ist möglich. Eine Lampe ist ebenfalls noch vorhanden; es ist geplant, bis zur Zelle Strom zu verlegen. Nachts ist die Telefonzelle verschlossen.

Weitere Informationen und Bilder: www.facebook.com/peter.nisters und Instagram: #telefonzellegier

 

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