Frohnatur mit viel Herz


– Nach 35 Jahren in den Ruhestand –

Hinsbeck (sp). „Mit meinen acht Geschwistern wuchs ich im holländischen Baarlo auf“, erzählt Nelly Heyer, „ich habe schon früh in meiner Jugend in unserer elterlichen Großgärtnerei mitgearbeitet und mich auch viel um meine Geschwister gekümmert, weil meine Mutter oft krank war.“ Sie ist eine außergewöhnliche Frohnatur und ein Mensch mit einem sehr großen Herz. Das wissen auch die Bewohner des Marienheims sehr zu schätzen: 35 Jahre lang hat die sympathische Hinsbeckerin mit viel Freude und Engagement Menschen in der Einrichtung betreut und begleitet. Nun ging sie in den Ruhestand.

In dieses soziale Engagement also buchstäblich hinein gewachsen blühte sie bereits als junge Erwachsene ebenso in der Familienpflege auf. In jener Zeit lernte sie ihren Freund und späteren Mann Peter, einen Deutschen, in einem Tanzlokal in Blerick kennen und verliebte sich Hals über Kopf in ihn. Sie schmunzelt. Ihren Freund zu Hause vorzustellen, sei gar nicht so einfach gewesen. „Zuerst war ich ein wenig befangen“, sagt sie lächelnd, „dann erfuhr ich jedoch ganz nebenbei und sehr amüsiert, dass mein Vater gebürtig aus Moers stammt.“ Ihr Schwager habe schließlich ihren Freund mit dem Motorrad vom Bahnhof abgeholt. „Als die beiden ankamen, haben wir erst mal herzlich gelacht. Der Blumenstrauß, den Peter mitgebracht hatte, hatte während der windigen Fahrt alle Köpfe verloren.“ Dass ihr Freund nun erst mal besonders unter die Lupe genommen wurde, habe sich natürlich von selbst verstanden. „Meine Familie und meine Freunde hatten das Wohnzimmer zahlreich bevölkert. Und irgendwann sagte mein Bruder, ach, der ist genauso eine Jeck wie wir, und damit war das Eis gebrochen“, erzählt sie lachend.

Nach der Hochzeit zog das junge Paar nach Deutschland, und Nelly fand eine Arbeit in einer Breyeller Näherei, die ihr sehr viel Spaß gemacht habe. „Wenn man in einem so großen Haushalt wie ich aufgewachsen ist, dann kann man alles“, meint die Mutter von zwei Söhnen, die ebenfalls im Pflegebereich tätig sind, lächelnd. Irgendwann habe sie jedoch wieder in größerem Umfang auf Steuerkarte arbeiten wollen und so stellte sie sich an einem Dienstag im Hinsbecker Marienheim als Pflegerin vor. Bereits am folgenden Freitag (1. August 1980) trat sie ihre neue Stelle an. „Das war ganz genau mein Ding“schwärmt sie, „ich konnte ja bereits alles. Und ich liebte es, den Bewohnern menschlich nahe zu sein, fühlte mich auch in vielen Abteilungen zu Hause.“

Vor zehn Jahren wurde schließlich ein Demenzbereich eingerichtet. Die Hinsbeckerin hatte bereits viele Fortbildungen gemacht, „auch was dieses Thema betraf, und bewarb mich natürlich sofort um eine Stelle.“ Das Besondere im Umgang mit dementen Menschen sei, so beschreibt sie eindringlich, dass viel Feingefühl nötig sei, um sie zu verstehen und dort abzuholen, wo sie stehen. Spüren und dafür offen zu sein, was sie denken und wollen. Das ist es, was mir an meiner Arbeit so imponiert und so viel Spaß gemacht hat.“ Das sei es gewesen, was sie sich immer erträumt habe und wo sie immer habe ankommen wollen. „Ich habe auch immer einen Weg gefunden, selbst wenn ein Mensch mit Demenz nicht zugänglich war. Ich hatte zum Beispiel eine Bewohnerin in meiner Pflege, der ich immer „Tulpen aus Amsterdam“ vorgesungen habe, und dann war die Welt in Ordnung“, erzählt Nelly strahlend. „Außerdem habe ich mich immer getreu meinem eigenen Motto verhalten und immer gesagt: Heute machen wir das. Heute muss das fertig sein. Man weiß nie, was morgen kommt.“

Obschon sie sich nun im Ruhestand befinde, bleib die gut gelaunte Seniorin den Bewohnern des Marienheims natürlich erhalten. „Hin und wieder arbeite ich noch ehrenamtlich und helfe aus, wie zum Beispiel beim Sommerfest demnächst“, verspricht sie lächelnd.

Foto: Susanne Peters

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Nelly mit ihrem Abschiedsgeschenk: Ein Fotoalbum mit besonderen Momenten aus ihrer Dienstzeit im Marienheim. Foto: Susanne Peters

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Nelly Heyer mit Anton (1) hat viel Freude an ihren beiden Enkeln, die sie zweimal pro Woche betreut. Rechts: Peter Heyer und Paul (4). Foto: Susanne Peters