Wie, wann und bei wem Hilfe holen?
Kaldenkirchen (sp). Dreimal im Jahr findet im Convent auf der Brigittenstraße ein besonderer Kursus statt. Dort lernen Kinder, mit Hilfe eines improvisierten Ernstfalls, unter anderem, wie man sich gegen die Zudringlichkeit von Erwachsenen wehren kann.
„Selbst der gespielte Ernstfall erzeugt bei den Kindern eine gewisse Suggestivwirkung“, erzählt Manuel Tolls, Leiter der EWTO Schule (Europäische WingTsun Organisation). Um so wichtiger sei es, das Verhalten in einer gefährlichen Ausnahmesituation zu trainieren. Tolls verfügt über den ersten Lehrergrad WingTsun, ist unter anderem Trainer für Kids-Wing Tsun und Gewaltprävention.
Bei dem vergangenen Kursus mimte einer der Trainer des Vereins einen bösen Mann, der Kinder mit manipulativen Aussagen ins Auto locken will. Die jungen Teilnehmer, die zunächst mit der gestellten Situation überfordert und etwas verängstigt waren, wurden ermutigt, sich dem gefährlichen Moment selbstbewusst und strategisch zu stellen. Mit Ansprachen wie „Ich habe Stofftiere für dich.“, „Ich habe deine Mama am Telefon.“ oder, besonders perfide: „Deine Mama liegt im Krankenhaus. Ich bringe dich zu ihr.“ versuchte der vermeintliche Täter die Opfer in sein Netz zu locken.
„In unserem Sicherheitskurs zeigen wir den Kindern, wie man sich in einer solchen Situation am besten verhält“, erklärt Manuel Tolls, „unser Programm ist stufenweise aufgebaut, was erfahrungsgemäß den höchsten Lerneffekt bei den Kindern hat.“ So beginne es mit einer scheinbar leichten Aufgabe, den Fremden, der dem Kind etwas sagen oder geben möchte, einfach zu ignorieren und weiter zu gehen. „Auf Tricks und angebotene Geschenke nicht zu reagieren, ist jedoch für die Kids das größte Problem“, weiß der Trainer, „das lässt sich aber durch mehrmaliges Wiederholen in den weiteren Stufen gut trainieren.“ Zum Training gehöre auch die Aufklärung und Übung, wann die Kinder bei wem Hilfe holen sollen, dürfen und auch müssen. „Das Konzept wurde mit unseren Gewaltpräventionsexperten der Europäischen WingTsun Organisation, unserem Dachverband und Kinderpsychologen sowie Beamten der Polizei entwickelt“, erklärt er weiter.
Darüber hinaus sei die chinesische Kampfkunst WingTsun, die als Gewaltprävention genutzt wird, die weltweit größte Organisation dieser Art. „Die Eltern haben durchweg positiv reagiert und waren sehr angetan von den Übungen. Viele Kinder haben sich auch für die Kampfkunst selbst interessiert und wollen nun mal beim Training rein schnuppern“, freut sich Manuel Tolls.
Weitere Informationen: wt-grefrath.de/nettetal/
Den bösen Mann ignorieren – auch eine Strategie für Kinder, um sich selbst zu schützen. Foto: privat