– Was geschah am 17. Juni 1953? –
Von Susanne Jansen
Lobberich. Am 17. Juni 1953 gingen in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) rund eine Millionen Menschen auf die Straße, um gegen die SED-Diktatur zu demonstrieren. Was als Arbeiterprotest gegen den Sozialismus anfing, entwickelte sich im Juni 1953 zur größten Bedrohung für die Macht der SED in der Geschichte der DDR. Als das DDR-Regime nicht mehr mit den Protesten umgehen konnte, schickte die Sowjetunion als sozialistischer „Bruderstaat“ Panzer auf die Straßen der DDR. Was folgte, war die gewaltsame Niederschlagung eines Massenprotestes.
In der letzten vollständigen Schulwoche vor den großen Ferien eröffnete Marcus Optendrenk, Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen, eine besondere Ausstellung am Werner-Jaeger-Gymnasium (WJG). Präsentiert werden verschiedene, sehr gut strukturierte Plakate der Bundesstiftung Aufarbeitung, zu historischen Themen, jeweils QR-Code, um weitere Informationen abzurufen. „Mir ist es wichtig, dass die Plakate in die Schulen des Kreises Viersen kommen, damit diese Dinge nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Optendrenk.
Der 17. Juni zeige, wozu autoritäre Regime bereit seien, um sich an der Macht zu halten. Auch die Zeit des Nationalsozialismus dürfe nicht vergessen werden. Sie sei von großer Bedeutung genauso wie die Historie der DDR, fährt Lenzen fort. „Unsere Oberstufenschüler sind nach dem Jahr 2000 geboren; sie haben keine persönlichen Anknüpfungspunkte zu den Themen. Sie wissen auch recht wenig über die DDR, weil es im Schulunterricht wegen Corona nicht lehrplanmäßig behandelt werden konnte. Umso dankbarer bin ich Dr. Marcus Optendrenk für seine Initiative.“ Über die Bundesstiftung Aufarbeitung habe die Schule nun gut strukturierte Plakate bekommen, mit deren Bildern sowie einem QR-Code sich die Schüler leicht Zugang zum Thema verschaffen können.
Der historische Hintergrund, moralisch, gesellschaftlich und menschlich dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Optendrenk selbst hatte als Schüler die DDR besucht und berichtete über die damaligen Grenzkontrollen. Die Schüler staunten. „Das Thema Grenze spielt ja heute bei uns überhaupt keine Rolle mehr. Es waren damals Millionen Menschen auf der Straße, was die Schüler in dieser Größenordnung sehr spannend fanden, da es ja nicht die Möglichkeiten der Vernetzung wie heute gab“, so Lenzen, „solche Themen noch kurz vor den Ferien spannend aufzuarbeiten, finde ich wichtiger, als kurz vor den Ferien einen Film zu gucken, der nicht jeden interessiert. Warum nicht etwas Lehrreiches und Brisantes außerhalb des Lehrplans bieten, das die Schüler gemeinschaftlich abholt?“
Aber nicht nur Fragen rund um den 17. Juni und seine Entstehung standen auf dem Programm, sondern es war auch zu klären, warum nun der 3. Oktober neuer Feiertag ist. „Hier bot sich, unter Zuhilfenahme weiterer Quellenangaben mit wertvollen Hinweisen, eine gemeinsame fruchtbare Aufarbeitung des Themas an.“ Lenzen resümiert lächelnd: „Es war eine kurze Zeitreise mit einigen Meilensteinen zum Verstehen der Historie. Die Schüler haben hier außerdem auch wichtige Anknüpfungspunkte zu unserer Gegenwart erkannt.“ Das sieht Optendrenk ebenso: „Historische Vergleiche sind schwierig. Jedoch können wir heute aus der Geschichte lernen, indem wir sie genau kennen, indem wir Ausstellungen veranstalten und indem wir Jahrestage nutzen, um uns den Wert der Demokratie vor Augen zu halten.“
Titelbild: Die Schüler reisten bis zum 17. Juni 1953 zurück in der Zeit.
Text: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen – Fotos: WJG