Hoffnung: Es geht weiter


– Den außerordentlichen Wert des Kulturlebens nicht vergessen –Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG_20200907_110340.jpg

Lobberich (sj). Auch an der Alten Kirche geht die Corona-Pandemie nicht spurlos vorüber. Stillstand ist hier allerdings ein Fremdwort. So wurden zum Beispiel, via Youtube und Facebook, Web-Andachten übertragen. In der heißen Sommerzeit hatte Bastian Rütten, Koordinator der Alten Kirche, außerdem dem DRK Ortsverband das kühle Gebäude als Ausweichmöglichkeit für die Blutspende zur Verfügung gestellt. „Wenn Menschen Gutes für Menschen tun, kann man nicht nein sagen. Wir denken hier voll und ganz im Sinne des Konzeptes von Gott-Mensch-Kultur“, so Rütten.

Erste Messefeier

Anfang September lud dann mit 50 Besuchern endlich die erste Messfeier nach dem Lockdown ein. „Wir halten uns natürlich an die vom Land und vom Bistum Aachen vorgegebenen Hygienemaßnahmen“, versichert Rütten. Bei der Heiligen Kommunion trägt der Priester einen Mundschutz und desinfiziert sich vor und nach der Austeilung des Heiligen Brotes die Hände. Er spendet es den Besuchern, während sie auf ihren Plätzen sitzen bleiben. Auch das Programm Gott-Mensch-Kultur geht natürlich weiter. „Wir müssen da ran und sehen, dass wir den Kontakt nicht verlieren. Außerdem schwebt, wie bei allen Kulturtreibenden, ein Damoklesschwert über uns – wir sind von massiven Absagen bedroht.“

Zunächst kleine Veranstaltungen

Zunächst seien kleine Veranstaltungen, mit 50 Besuchern, geplant. „Wir wissen aber überhaupt nicht, wie die Leute reagieren werden. Es sind unsichere Zeiten; wir sind froh, dass wir mit den verpflichteten Künstlern gute Lösungen gefunden haben und teilweise ohne Stornierungskosten rausgegangen sind“, resümiert Rütten die vergangenen Monate. Mit den altbekannten Kulturschaffenden sei die Absicherung der Zahlungen vertraglich festgelegt worden. „Große Veranstaltungen müssen warten, da die Kirche zwei kleine Eingänge besitzt, so dass es bei einer Vielzahl von Gästen zu einem Gedränge kommen könnte.“

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG_20201002_172524-scaled.jpgKultur fehlt

Aber es gibt auch noch andere Dinge, die eben hoffnungsvoll im Hintergrund laufen: „In unserer Alten Kirche proben an einem Abend pro Woche acht Musiker, in gebührendem Abstand voneinander. Auch ein Bläser-Ensemble nutzt den Raum, weil sonst derzeit nirgendwo geprobt werden kann. „Das ist eine gute Sache, auch so etwas macht Kirche möglich!“ Dennoch fehlen natürlich wesentliche Dinge. „Das, was die Alte Kirche sonst auch leistet, ist das Spirituelle für die Seele, das Religiöse fehlt an vielen Ecken, so bekomme ich zu hören“, bedauert Rütten, „viele Menschen sind beunruhigt und verunsichert und finden das, was die Pandemie verändert hat, furchtbar.“ Er selbst glaube, dass Corona uns verändert zurück schicke, in eine Realität, in der nicht nur Narben verheilen, sondern auch bleiben. „Wir haben ja hier zu Lande bisweilen noch einen glimpflichen Ausgang. Aber man bekommt schon mit, dass die Leute existenziell betroffen sind. Sie merken noch mehr, als in der Zeit des Lockdowns, was ihnen in aller Konsequenz fehlt.“

Es braucht Regelmäßigkeit

Das betreffe zum Beispiel auch Ehrenamtler oder Kunstschaffende. „Menschen, die sich regelmäßig engagieren, sind teils in ihrer Tätigkeit lahmgelegt, auch wenn sie motiviert sind. Dann gibt es auf der anderen Seite die Theaterabonnenten, die regelmäßig, alle zwei Wochen Konzerte oder Theaterstücke besuchten, und natürlich gab es auch die regelmäßigen Gottesdienstbesucher. „Beim ersten Mal, zu Beginn eines Lockdowns, sagt man noch: Das ist halt ausgefallen. Beim zweiten Mal sagt man: Weißt du, was heute gewesen wäre? Hier könnte ein Wandel stattfinden, weg vom Vermissen hin zur zukünftigen Bequemlichkeit“, befürchtet der Koordinator der Alten Kirche, „irgendwann heißt es dann schließlich: Weißt du noch, was das damals für ein Stress war, abends noch aufzubrechen? Jetzt haben wir unsere Ruhe.“ In diesem Sinne hat Rütten ein wenig Angst vor der „netflixenden Jogginghosen-Kultur, einer Entwöhnung und einem Abgleiten in die Bequemlichkeit.“ Natürlich habe die Flexibilität ja auch Vorteile, „über das Internet kurzfristig Karten buchen und sich ein schönen Abend machen ist toll. Aber es braucht eben auch das Konsequente, die Regelmäßigkeit. Sonst bricht die Struktur weg. Es liegt buchstäblich in der Luft, ich merke selbst, dass die Leute davor ein bisschen Angst haben, dass etwas wegbricht, das sich nicht mehr kitten lässt.“

Vorfreude auf das, was kommt

Dennoch gibt es natürlich auch Grund zum Optimismus. „Neben allem, was weh tut, freue ich mich über das, was noch kommt. Wir sind ja nicht untätig und haben Visionen; wir können halt nur im Moment nicht viel anbieten. Wenn wir ganz ehrlich und realistisch zu uns selber sind, dann warten wir zwar auf einen Impfstoff. Aber bis wir uns wieder in einem fließenden Normalbetrieb befinden – das wird noch spannend. Da können wir vermutlich auch das nächste Jahr in punkto Kultur abschreiben.“ Bekannte Künstler zu buchen, brauche einen Vorlauf.

Christmette in der ARDDieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Alte-Kirche2-1-1-scaled.jpg

Für Rütten ist vor allem die Botschaft wichtig, immer in Sichtweite das zu tun, was getan werden kann. „Eben in kleineren Formaten. Aber wir haben auch eine größere Sache, über die wir uns sehr freuen: Am Heilig Abend wird die Christmette der Alten Kirche in der ARD übertragen.“ Die Alte Kirche sei als faszinierender Veranstaltungsort aufgefallen. Sie sei natürlich auch wegen ihrer Lobbericher Kriegshistorie, bekannt. „Wir bleiben am Ball, und werden weiterhin unsere Ideen fortsetzen, um hoffentlich irgendwann wieder ein konsequentes Kulturleben führen zu können.“

Weitere Informationen: https://www.altekirche.info/

Text und Fotos: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

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