Hospizbegleiterin mit viel Herz


– Lernen und sich geistig fit halten –

Lobberich/Brüggen (sj). „Es erfüllt mich, wenn ich etwas für jemanden tun kann. Ich bekomme so viel zurück. Das ist eine wahre Bereicherung: Ich finde es spannend, Menschen kennen zu lernen und schön, dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht. Denn dann geht es mir auch gut.“, sagt die ehrenamtliche Hospizbegleiterin lächelnd. Sie ist außerdem Begleiterin der Begegnungsstätte Café 70 plus sowie Schatzmeisterin des Vereins. „Ich möchte ZAPUH in Nettetal etwas bekannter machen. Das Thema Tod ist schwer zu ertragen, erst recht wenn es zum Beispiel die eigenen Eltern betrifft“, weiß die sympathische Lobbericherin. Ihre Vorstandsarbeit für den Verein ist ebenfalls Neuland. „Ich sehe mich einfach dort hinein wachsen. Es ist eine besondere Herausforderung. Aber ich finde es wichtig, immer weiter im Leben zu lernen, das hält geistig fit.“

Unvermeidliches „Tabuthema“

Im vergangenen Jahr hatte zunächst ihr Mann einen Hospizkurs gemacht – das rief sie ebenfalls auf den Plan. „Ich war sofort fasziniert und besuchte ebenfalls einen Kurs, um als ehrenamtliche Hospizbegleiterin für ZAPUH tätig zu werden. „Natürlich war das mit viel Weinen verbunden, auch mit einem sich Öffnen. Der Tod ist normalerweise ein Tabuthema, er ist einfach zu schmerzlich. Aber er ist eben unvermeidlich. Und man verarbeitet in der Auseinandersetzung mit dem Thema viel. Ich bin sehr glücklich, auf diesem Wege, auch Einiges von der anderen Seite kennen lernen zu können.“

Kinder in Trauer mit einbeziehen

Becker wurde bereits früh mit dem Thema Tod konfrontiert, im Jahr 1973, als sie 15 Jahre alt war, verstarb ihre 14-jährige Schwester bei einem Autounfall. „Solche Erfahrungen in sehr jungen Jahren prägen. Das war ein viel zu früher Tod für uns alle. Damals gab es auch noch keine Trauerbegleitung. Heute gibt es die für Eltern und Kinder. Gerade noch sehr junge Menschen haben noch einen ganz anderen Horizont.“ Vor fünf Jahren verstarb ihr Vater, die Enkelkinder gingen nicht mit zur Beerdigung. „Weil sie noch sehr klein waren. Aber heute, im Nachhinein betrachtet, würde ich sie doch in die Trauer miteinbeziehen. Man sollte den Kindern die Freiheit lassen, zu entscheiden. Aber auch die Erwachsenen sollen frei entscheiden dürfen, wie sie mit Trauer umgehen.“

Mit Leidenschaft im Ehrenamt

Die gelernte Anwaltsgehilfin ist hauptberuflich in einem Viersener Unternehmen als Einkäuferin beschäftigt. „Mir macht meine Arbeit viel Spaß. Aber ich freue mich auch sehr darauf, nächstes Jahr im Oktober in Rente zu gehen.“ Obendrein hat sie noch ein weiteres Ehrenamt, das sie sehr erfüllt – sie ist vom Gericht bestellte Betreuerin. Alle zwei Wochen kümmert sie sich montags um fünf Senioren zwischen 70 und 90 Jahren, drei leben in Seniorenheimen, zwei weitere bei Maria Helferin. „Als erstes möchte ich natürlich den Menschen kennenlernen. Wichtig ist, dass das die Chemie stimmt, damit die Kommunikation einvernehmlich funktioniert.“

„Ein bisschen klängern“

Die Betreuungsansprüche sind unterschiedlich. So gibt es zum Beispiel die komplette Vermögenssorge, die Gesundheitssorge, Bearbeitung von Post und Verwaltungsangelegenheiten. Aber die 61-Jährige betreut auch Menschen, bei denen es nur um die Vermögenssorge geht. „Vor allem sind sie schon glücklich, wenn sie Besuch bekommen und ich mit ihnen ein bisschen klängere. Die Entmündigung, wie wir sie von früher kennen, gibt es heutzutage zum Glück nicht mehr.“

Besser leben können

Becker hilft bei Behördengängen und zeigt den Menschen Wege auf, das zu bekommen, was ihnen zusteht, „um ein bisschen besser leben zu können.“ Der Staat bezahle, aber die Schritte bis dahin müsse der Anspruchsberechtigte eben gehen. „Viele schämen sich leider. Sie stammen noch aus der Kriegsgeneration und sind so erzogen. Es hat aber auch immer etwas mit Würde zu tun, Geld und Hilfe anzunehmen.“ ZAPUH liege ihr in der Coronazeit umso mehr Herzen. „Es war so furchtbar, die die Menschen in den Krankenhäusern sterben zu lassen, allein, ohne die wichtigen Besuchsdienste. Ich hoffe, jetzt geht es weiter bergauf.“

Die Liebe zum Leben

Bleibt bei einem derartigen Engagement mit so viel Herz und Leidenschaft noch Zeit für Familie und Hobbys? „Selbstverständlich! Ich bin glücklich verheiratet und habe fünf Kinder und sechs Enkelkinder. Wir sind eine tolle Familie! Ich liebe das Leben und bin sehr dankbar, denn es hat mich verwöhnt, das Leben.“, sagt sie strahlend und fügt schmunzelnd hinzu: „Natürlich gibt’s Hobbys: Ich gehe gerne Schwimmen und walke. Außerdem haben mein Mann und ich eine schöne Clique, mit der wir uns jeden Sonntag zum Boule-Spiel treffen.“

Weitere Informationen: www.zapuh.de

Text und Foto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen 

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