Im Interview mit…


…Annelies Michalzyk, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande –

Von Susanne Jansen

Annelies Michalzyk ist eine starke Frau. Aufgewachsen in der Nähe von Soest absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung und machte sich später mit ihrem Mann Bruno, einem Schreinermeister, selbstständig. Nach seinem frühen Tod leitete die Mutter zweier gemeinsamer Töchter das Unternehmen mit einem Meister, zwei Gesellen sowie jeweils zwei Auszubildenden noch 15 Jahre weiter. Daneben war die 80-Jährige Mediatorin, Schöffin am Amtsgericht Krefeld und Schiedsfrau für Lobberich, Breyell und Schaag. Obendrein war die Breyellerin 25 Jahre lang Vorsitzende des Arbeitskreises der Unternehmerfrauen im Handwerk, den sie selbst gegründet hatte. Für ihren jahrzehntelangen hervorragenden Einsatz erhielt sie zunächst den Hans Hoeke-Preis. Im November des Jahres 2019 ehrte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier sie bereits mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Im vergangenen Dezember erhielt sie die Auszeichnung nun offiziell aus den Händen der Stellvertretenden Landrätin Heike Höltken.

Frau Michaelzyk, wie wurde Ihr Interesse an ehrenamtlichen Tätigkeiten geweckt?

Ich war fast 30 Jahre Schöffin am Amtsgericht Kempen und später am Amtsgericht Krefeld. Mir hat es von Anfang an Spaß gemacht – es ist ein gutes Gefühl, etwas Gutes zu tun. Als Mitglied des Elternbeirats fiel ich dann dadurch auf, dass ich gut zuhören und schlichten kann. So wurde ich im Zuge der Neubesetzung ab dem Jahr 2001 einfach für das Amt der Schiedsfrau in Nettetal vorgeschlagen. Es hat sich bewährt: Ich habe von 287 Streitfällen 87 Prozent geschlichtet. Das hat auch schon mal dazu geführt, dass sich zwei Streithähne in einem aussichtslos wirkenden Disput durch meine Führung fröhlich versöhnt haben. Sie wollten direkt gemeinsam ein Bier trinken gehen und haben mich ebenfalls dazu eingeladen. Über den Erfolg habe ich mich gefreut, aber die Einladung habe ich natürlich nicht angenommen.

Welche persönliche Haltung war für Sie vor allem zielführend?

Ich finde es wichtig, die Menschen in ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten zu akzeptieren, ohne zu bewerten. Im Grunde eben so: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Hier sind für mich Empathie, Menschlichkeit und Ehrlichkeit (auch zu sich selbst) Grundvoraussetzungen. Das hieß in der Ausübung meiner Ämter: Ein offenes Ohr haben und Streitlust an der Wurzel entschärfen.

Sie verfügen von Natur aus über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn?

Den habe ich von meiner Mutter geerbt. Ich bin auch sehr ausgeglichen. Wenn man mit Ruhe und unbefangen zuhört, erfährt man das Wesentliche und schafft es mit Fingerspitzengefühl, eine gütliche Einigung zu erwirken. Dabei bleibt Gerechtigkeit das oberste Prinzip. Da es sich bei den Streitfällen oft um Kleinigkeiten handelt, ist es so das Beste, anstatt verbissen einen teuren Gerichtsprozess zu provozieren.

Text und Titelbild: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

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