– 50 Jahre Kita Löwenzahn
Von Susanne Jansen
Lobberich. Wenn das nicht ein Grund zum Feiern ist – die Kindertagesstätte Löwenzahn, sogar zu Beginn mit eigener Kindergartenzeitung ausgestattet, wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Das wird am Freitag, 14. Juni, ab 16 Uhr, auf dem Birkenweg 6, gebührend gefeiert!
Mit je 30 Kindern, ab vier Jahre bis zum Schuleintritt, in drei Gruppen gestartet waren auch schon mal ein paar Dreijährige dabei. Die Betreuung fand von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr statt, während das Personal zum Vorbereiten durchgängig in der Kita blieb. Vieles hat sich bis heute verändert, auch das Außengelände, das anfangs noch kahl war und im Sommer gelegentlich von einem Sonnensegel geziert.
Im Jahr 1985 folgte dann der Ausbau zur Kindertagesstätte. Mit dem Ausbau wurde die Einrichtung viergruppig, mit einer Reduzierung auf durchschnittlich 26 Kinder. Für das Mittagessen wurde zunächst in der Kita gekocht. Die Stellvertretende Leiterin, selbst seit fast 35 Jahren als Erzieherin dabei, hat sich auf Entdeckungsreise in das Archiv begeben und erinnert sich selbst. Seit dem Jahr 2007 ist die Einrichtung zertifizierte Bewegungs-Kita, im Jahr 2012 kam der Pluspunkt Ernährung hinzu. Im Jahr 2013 kam ein Anbau für die U3-Gruppe hinzu.
„Frau Jürgens war die erste Leiterin, sie hat aber nur drei Jahre ihres Amtes gewaltet“, erzählt Gartz schmunzelnd. „Es gab damals einen Zivildienstleistenden. Beide haben sich ineinander verliebt, und Frau Jürgens verließ die Einrichtung.“ Ihre Nachfolge trat Ingrid Netzer an. „Die Kinder waren damals immer brav, sie haben an Tischen und Stühlen gesessen, sehr viel gebastelt und Handarbeiten gemacht.“ Ein Mädchen habe es gegeben, das etwas aufsässiger gewesen sei. „Sie hieß Bärbel, und die Erzieherinnen gingen schließlich dazu über, ihr immer das Gegenteil von dem aufzutragen, was sie eigentlich machen sollte. Und dann hat sie gemacht, was sie sollte.“
„Die Feiern waren damals intensiver als heute, die Eltern waren immer dabei und haben sehr viel mitgeholfen, denn es gab noch nicht so viel drum herum“, stellt Gartz mit einem Hauch von Wehmut fest. Es gibt sogar zwei Erzieherinnen, die den Kindergarten selbst als Jüngste besucht haben – Dunja Hühnerbein und Andrea Hüpen. Sie erinnern sich: „Wir konnten bis 8 Uhr in den Kindergarten gebracht werden, die Haustüre war insgesamt bis 9.30 Uhr geöffnet. Aber um 9 Uhr gab es bei Aldi die Angebote, das war schon in den 70ern so, und viele Eltern sind dann immer noch zu spät gekommen, weil sie mit ihren Kindern erst mal dort Kleidung gekauft haben.“
Die ursprünglichen Kindergärten, jetzt Kindertagesstätten, entwickelten sich im Laufe der Jahre immer mehr von den Verwahr- zu Bildungsstätten mit pädagogischem Anspruch. „Mit den neuen Kita-Gesetzen kam viel mehr schriftlicher Verwaltungsaufwand hinzu, aber so fällt einem auch mehr auf, wenn es um die Kindesentwicklung geht.“ Katharina Bücker, Leiterin der Kita und seit rund 20 Jahren Erzieherin, bestätigt: „Meine Mutter ist auch Erzieherin. Was ich selbst, 30 Jahre später, in der Ausbildung gelernt habe, ist komplett anders. Es liegen Welten dazwischen, es ist heute fast wie ein kleines Studium, mit höherer Qualifizierung.“
So handle es sich bei den Erzieherinnen nicht mehr nur um Betreuer, sondern um Pädagogen, Therapeuten und auch quasi um „Ersatz für zu Hause“. „Das ist nicht mehr nur spielen. Wir kooperieren auch mit vielen Stellen, wie zum Beispiel Frühförderung, Therapeuten und dem LVR.“ Die Zeit bringe mit sich, dass auch der Druck auf die Eltern viel höher sei. „Es wird erwartet, dass Frauen ebenfalls berufstätig sind und für die Gesellschaft etwas Produktives tun. Sie sollen daneben aber auch noch liebe- und hingebungsvolle Mütter sein. Kinder sollen Kurse machen, aber nicht zu viele, sie sollen sich ja auch noch frei entfalten.“ Das alles sei nicht leicht, zusätzlich zu dem großen Druck, der sich die Sozialen Medien aufbaue, die nicht nur Vorteile bieten.
„Social Media präsentiert das perfekte Familienleben, wo irgendwo versucht wird, hinterher zu hechten. Manchmal fehlt dann dieses Bauchgefühl, einfach mal sich selbst zu vertrauen. Dadurch entsteht eine Werteverschiebung, noch dazu fehlt häufig die Unterstützung durch Generationen, so dass Familien immer mehr auseinander wachsen. Es fehlen echte Vorbilder. Auch hier versuchen wir bei Seite zu stehen und zu unterstützen“, so Bücker, und Gartz fügt hinzu: „Außerdem haben Eltern oft das Gefühl, den Kindern immer wieder etwas in der Freizeit bieten zu müssen, dafür dass sie auch arbeiten gehen. Wir haben hier reduziert: Wenn ein Kind Geburtstag hat, dann steht es im Mittelpunkt und darf zum Beispiel entscheiden, was gespielt wird, und natürlich bekommt es etwas aus der Schatzkiste. Aber zusätzlich noch mit Kuchen zu feiern und Mitbringsel durch die anderen Kinder zu erhalten, das ist zu viel und kann am besten zu Hause so gefeiert werden.“ Ihr Beruf werde immer anspruchsvoller, so Gartz. „Vor allem legen wir viel Wert darauf, den Kindern viel mitgeben zu können, zum Beispiel auf den eigenen Wert zu vertrauen.“
Titelbild
Freuen sich mit den Kindern auf die Jubiläumsfeier (von links): Betti Gartz und Katharina Bücker. Foto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen
Archivbild: Kindertagesstätte Löwenzahn