Intellektuell, absurd und xenophil


– Jürgen von der Lippe sorgte für urkomische Momente –

Lobberich (sp). Als Jürgen von der Lippe in der Werner-Jaeger-Halle aus seinem aktuellen Buch vorlas, produzierte er so eine exquisite Vielfalt komischer Momente. „Der König der Tiere“ ist eine Sammlung von merkwürdigen Geschichten und Glossen, Kalauern und Alltagsphilosophie. Von der Lippe moderierte, las eben vor, kommentierte und stellte dabei seinen kompletten Facettenreichtum komischen Talents unter Beweis: Mal intellektuell, mal absurd, auch albern, bisweilen vulgär, aber immer sehr erheiternd. Dies dankte ihm das ebenso gut gelaunte Publikum immer wieder mit lautem Gelächter und tosendem Applaus.

„Lachen sie zeitnah“, empfahl der Entertainer eingangs, „gucken Sie nicht erst Ihren Partner an. Das hier sind die skurrilen Erlebnisse, die man in Gesellschaft als Erster erzählt, im Sinne von: Ich habe an dieser Stelle als Einziger gelacht.“ Und komische Momente gab es bei von der Lippe en masse. So erzählte er zum Beispiel aus seinem Alltag als Buchautor: „Eine aufmerksame Besitzerin meines Hörbuches schrieb mir über ihre Lachsynkope, ein Phänomen, bei dem man vor Lachen in Ohnmacht fällt.“ Dieses Schicksal habe die Dame ereilt, als sie von der Lippes CD während einer Autofahrt lauschte. „Das Resultat war ein kaputtes neues Auto, so berichtete sie mir, mit gebrochener Hinter- und Vorderachse, einer kaputten Antriebswelle sowie zwei vollkommen zerfetzten Reifen.“ Immer wieder gab der Entertainer schmunzelnd deutliche Hinweise auf seine Veröffentlichungen: „Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihr Zeug bewerben, aber ich habe schließlich auch eine Informations- und Wahrheitspflicht.“

Auch in seinen Alltag als Autor gab der Berliner Einblick und outete sich als Anhänger der Xenophilie (Liebe zu fremden Dingen, in diesem Fall zu Fremdwörtern) sowie Opfer der Prokrastination: „Immer wenn ich weiter schreiben wollte, musste ich zunächst Bedeutungsloses am Rande erledigen“, und beschrieb, dass er bereits früh ein Gespür für komische Effekte gehegt habe. „Schon meine ersten Mitschüler habe ich zum Lachen gebracht, bevorzugt wenn sie Milch tranken. Die floss dann aus der Nase. Bei einem habe ich das mit Joghurt geschafft“, erzählt er stolz und erinnert sich weiter, wie ihn sein Umfeld geprägt habe: „Mein Vater war Barkeeper. Das erste Mal betrunken war ich mit acht. Als ich wieder zu mir kam, war ich neun.“ Als er das erste Mal mit Sexualität in massiver Form in Berührung kam, habe er Angst gehabt, so erzählt der Entainer und fügt lakonisch hinzu: „Ich war allein.“

Ein paar politische Seitenhiebe verteilte der Schauspieler und Zauberkünstler ebenfalls, wie den, dass weder ein Comedian noch ein Politiker eine Ausbildung absolvieren müssen. Dabei bekam auch der anfangs als Supermann dargestellte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sein Fett weg. „Warum sind 99 Prozent aller Frauen unbefriedigt?“, wollte von der Lippe wissen und klärte selbst auf: „Weil Martin Schulz nicht überall sein kann.“ Außerdem habe RTL-Schuldenberater Peter Zwegat Schulden bei Schulz, sein Auto brauche kein Benzin, da es aus Respekt fahre und die Krönung sei, dass Schulz Chef vom Berliner Flughafen werde. „Eröffnung ist morgen, um 12 Uhr“, informierte der Entertainer und brachte so die komplette Werner-Jaeger-Halle am Ende eines sehr kurzweiligen Abends zum Toben.

Text und Fotos: Susanne Peters

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