– Meinungsbeitrag von Susanne Jansen –
Ursula von der Leyen hat behandeltes Pulver ganzer Mehlwurmlarven auf europäischer Ebene zugelassen. Es stellen sich Fragen, unteranderem: Warum wurden Mehlwürmer als Lebensmittel zugelassen? Welchen Zweck erfüllen sie? Wollen wir das? Warum könnte/sollte es der Kunde, oder besser Mensch, nicht wollen? Als Konsument, oder besser Mensch, erwarte ich keine mutmaßlichen Streckmittel, auch keine ungesunden Füllstoffe, die der Kostenersparnis dienen. Klar, der derartige Einsatz von industriell behandelten Insekten erfolgt bereits seit 2021, genauer seit 2108. Ist ja schon Usus. Oder nicht?
Interessant erscheint an dieser Stelle folgendes Zitat der Verbraucherzentrale Hamburg, in einer (unfreiwillig?) subtil wirkenden Art, wie es häufig zu finden ist: „Insekten gelten in der EU als neuartige Lebensmittel und müssen zugelassen werden.“ Weil sie als neuartige Lebensmittel deklariert wurden, müssen sie zugelassen werden. Das klingt logisch. Soweit das Inhaltliche auf der behördlichen Sachebene. Allerdings birgt der Informationsgehalt ebenso das Potenzial, den Endverbraucher in die Irre zu führen, bzw. besitzt manipulativen Charakter: Wenn es für mich einmal als Lebensmittel verstanden wurde, sprich wenn ich „gelernt“ habe, dass es essbar ist, dann habe ich es bereits als Notwendigkeit und Usus akzeptiert. Aber ist es das, was ich will oder ursprünglich im Essen haben und dafür bezahlen wollte? Natürlich betrifft das auch alle anderen Zusatzstoffe, wie E-Stoffe, die seit langem unserer Nahrung zugefügt werden.
Wikipedia sagt: „Als Nahrung gilt jede Substanz, die aufgenommen wird, um einem Organismus Nährstoffe und Energie zuzuführen. Sie kann roh, verarbeitet oder zubereitet sein und wird oral aufgenommen, um Wachstum, Gesundheit oder Vergnügen zu fördern. Nahrung besteht hauptsächlich aus Wasser, Lipiden, Proteinen und Kohlenhydraten.
„Hier ein paar spontane Gedanken, gesamtgesellschaftliche Konsequenzen betreffend. Nun könnte folgendes Argument meine eigene Kausalkette entkräften: „Dann kauft das Zeug doch nicht!“ So einfach ist das nicht! Dazu ein weiteres Beispiel: Ich habe schon Jahre vor der Corona-Krise einen Qualitätsverfall, das komplette Alltagssortiment betreffend, beobachtet, während die Preise aber zunächst stabil blieben. Shirts und Nachthemden zum Beispiel werden immer dünner, teils so, dass sich hindurchgucken lässt. Das Schuhsegment wird hauptsächlich nicht mehr von Leder dominiert, derart verschleißt die Bekleidung schneller und verliert an Komfort etc. etc. Die perfide Konsequenz ist, dass wir heute doppelt so tief in die Tasche greifen müssen, um eine „normale“ Qualität zu erhalten, die früher eben halb so teuer war. Deshalb wird der aufmerksame Kunde in erster Linie nur noch in den Fachgeschäften des stationären Einzelhandels angemessenen Preisen fündig.
Mögliche Contras, von mir vorweggenommen: Es muss kostengünstiger produziert werden (überwiegend im Ausland). Die einstige „deutsche Wertarbeit“ sei nicht mehr zu finanzieren. „Warum“? Dann kam in den vergangenen Jahren noch die galoppierende Inflation hinzu. „Warum“? Für Produkte, die früher über eine solide, preisgerechte Qualität verfügten, zahlt der Bürger heute doppelt so viel. „Warum“? Wann fing eigentlich all das an, und was ist mit der Gier? Hat sie irgendwann auch mal eine Rolle gespielt, oder tut sie das immer noch, auf einer Ebene, die sich scheinbar unserer Wahrnehmung entzieht? Von welcher Seite wird ein Pferd eigentlich richtig aufgezäumt? Ich spanne den Bogen zurück: Wollen wir gesundes Essen, ohne billige und wertfreie Zusätze und – das kommt noch dazu – ohne Beimischung von Zuckerschwemmen und Süßstoffen. Dann müssen wir ebenfalls immer tiefer in die Tasche greifen. Kann sich das jeder leisten, und ist das sozial gerecht?
Fazit: Das gesunde und ökoverträgliche Normalmaß ist zum Luxusgut geworden, was wir aber akzeptiert haben, weil fragwürdige Füllstoffe zum Lebensmittel geworden sind, alles „einfach“ immer teurer wird und wir „sowieso nichts ändern können.“ Ist das so?
Text: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen
Titelbild: KI-generiert.