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Ja, ja, man hat’s nicht leicht


– Positive Gedanken und Strategien kontra Stress und Vergesslichkeit –

Von Susanne Jansen

In seiner Optik erinnert er an ein Seepferdchen und hat doch nun rein gar nichts mit einem solchen zu tun. Die Rede ist vom Hippocampus, der bei der Speicherung neuer Gedächtnisinhalte die ausschlaggebende Rolle spielt. Das Gehirn mag es vor allem, effizient zu arbeiten und sich damit unnötige Eskalationen zu ersparen. Das ist der Grund, warum es auf Verhaltensmuster baut, die später bei ähnlich empfundenen Erlebnissen eben wieder abgerufen werden. Was sich schließlich daraus entwickelt, sind Gewohnheiten. Ein simples Beispiel: Ein paar Mal morgens erwacht, aus dem Fenster gesehen und über den Regen gewettert, und schon speichert das Gehirn dieses gedankliche Konstrukt als starres Muster ab: Morgens aufstehen bedeutet dann ganz fix schlechtes Wetter. Ja, ja, man hat’s nicht leicht. Oder macht man es sich nicht vielleicht doch unnötig schwer?

Und unterm Strich ist das Jammern auch noch ganz und gar nicht gesund. Also dann, wenn man sich sukzessive immer und immer wieder in Frust beladenen Arien ergeht. Natürlich sollte der Mensch nichts in sich hineinfressen. Aber reden hilft, nicht schreien und auch nicht ständiges Nölen. Jammern ist auch nicht lösungsorientiert und Spaß macht es ebenso wenig.

Ich muss ein wenig schmunzeln. Denn bei mir stellt sich die Vorstellung ein, dass ich, kaum die Augen auf, bereits „Scheiß Wetter!“ rufe, bevor ich mich überhaupt rein optisch von dessen bösartig unberechenbarer Laune überzeugt habe. Nein, nein, so zu denken, das ist nicht meine Art. Vielleicht scheint gerade die Sonne, vielleicht auch nicht. Es ist ja auch nicht gerade fair, wenn das Wetter jedes Mal latent als erklärter Sündenbock für die allgemeinen Tageserfordernisse herhalten muss. Und, auch ganz wesentlich, von einem Schmunzeln begleitet: Ich möchte, wenn ich eines Tages im Seniorenalter bin, nicht meine jüngeren Familienmitglieder damit „unterhalten“ und irritieren, dass mein Leben ganz und gar von chronischen Schlechtwetterbedingungen geprägt war und sei.

Jedoch noch mal zurück zu einer etwas ernsteren Betrachtung: Das Schlimmste am chronischen Jammern ist in Wahrheit, dem Gehirn damit eine Grundrichtung vorzugeben und so den Weg in ein vielfältiges Jammertal zu ebnen. Liest der interessierte Zeitgenosse sich ein wenig wissenschaftlich in dieses Thema ein, dann erfährt er nämlich Folgendes: Nach einiger Zeit im Jammer-Modus seien die persönlichen Neuronen so vernetzt, dass die Gedanken automatisch die negative Richtung suchen – egal, worum es geht. Und außerdem lasse Jammern einen Teil des Gehirns schrumpfen – den Hippocampus. Dieser gehört dem limbischen System an und ist für das Gedächtnis zuständig. Hilfe, ich will nicht, dass mein Gehirn schrumpft und ich vergesse, dass ich die Hauptverantwortliche für meine Launen bin. 

Jammern ist also Stress, den man sich selber macht und der durch einen permanent erhöhten Cortisol-Pegel gesundheitlichen Risiken Vorschub geben kann. Dabei ist es doch gar nicht so schwer, genau dem entgegenzuwirken. Kurz gesagt: Wenn es (gefühlt) regnet, mache ich (gedanklich) den Regenschirm auf. Wenn ich vor einer kniffligen Aufgabe stehe, bei der mir niemand helfen kann, dann entwickle ich Lösungsstrategien oder bitte eben doch um Hilfe – weg vom passiven Jammern hin zur aktiven Tat. Und so weiter. Das Resultat: Ein dauerhaft positiv umprogrammiertes Gehirn.

In diesem Sinne hilft, so denke ich, auch Dankbarkeit für die vielen schönen kleinen Momente im Leben und vor allem für Situationen, in denen es dann doch eben richtig gut läuft. Apropos laufen. Dass Sport nicht nur zu mehr Belastbarkeit führt, sondern sogar, neben einer positiven Lebenseinstellung, auch noch außerordentlich die Hirnleistung verbessert, was physiologisch messbar ist, ist nichts Neues. Kurz gesagt: Wenn ich mich bewege, sorge ich für eine Wachstumsanregung neuronaler Vernetzungen in meinem Hippocampus und biete so den Auswirkungen von Stress auch noch sportlich die Stirn.

Ein kleiner Tipp: Auch im Herbst und Winter gibt es nicht nur Niederschlag. Einfach raus an die frische Luft, die Natur genießen und spazieren gehen oder joggen. Das ist Balsam für das Herz – und für den Kopf.

Text und Foto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

Titelbild: KI-generiert