„Jetzt müssen wir die Köpfe hochkrempeln“


– Projekt 5. Stern: Vergnügliches zur WM –

Lobberich (sp). „Wir haben uns qualifiziert, jetzt aber bitte ganz viel Applaus!“, ermunterte WDR-Moderator und Strahlemann Sven Pistor das überwiegend männliche Publikum in der Werner-Jaeger-Halle, „das hört man jetzt bis in Venlo!“Auch die USA habe sich nicht qualifiziert, woraus Pistor messerscharf schließt: „Donald Trump wird gar nicht wissen, dass es Fußball gibt.“ Dies war der Einstieg zu seinem außerordentlich kurzweiligen Programm in der Reihe „Pistors Fußballschule“, aus aktuellem Anlass mit dem Unterrichtsthema „Projekt 5. Stern/Das WM-Spezial“. „Euer Optimismus ist gefragt“, stellte Pistor fest, „wer glaubt wie ich an das Projekt fünfter Stern? Die WM fängt im Kopf an, jetzt müssen wir vorleisten, weil ja tatsächlich einige Leute meinen, dass wir nicht Weltmeister werden.“

Seit dem Jahr 1997 moderiert Pistor bei WDR 2, aktuell die „Sportzeit“, „Liga live“ und „WDR 2 am Sonntag mit Liga live“. „Also, es ist ja schon ein etwas seltsames Gefühl“, stellt der 44-Jährige mit gespieltem Entsetzen fest, „alle vier Wochen haben wir neue Hospitanten im Samstagsstudio. Da sagte kürzlich eine junge Frau auch noch ganz förmlich zu mir: Herr Pistor, Sie sind die Stimme meiner Kindheit!“

Tatkräftige Unterstützung fand der 1. FC Köln-Fan bei den Moderatoren Burkhard Hupe und Armin Lehmann, beide ihres Zeichens Borussen-Fans der Fohlen-Elf durch und durch. Die allesamt gut gelaunten Herren gaben etliche Anekdoten, seit Beginn der ersten Weltmeisterschaft im Jahr 1930, zum Besten – dazu hatten sie eifrig im Internet recherchiert. Was folgte waren, zahlreiche akustische und visuelle Einspieler aus der Geschichte des Fußball, garniert mit spritzigen Kommentaren und spitzbübischem Spaß.

So kamen auch die Fußballer persönlich, mit ihren Stilblüten, zu Wort, sehr zur Erheiterung des Nettetaler Publikums, das eins ums andere Mal mit tosendem Applaus und viel Gelächter belohnte. Lothar Matthäus motivierte einst, indem er feststellte: „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.“ Lukas Podolski im Brustton der Überzeugung: „Jetzt müssen wir die Köpfe hochkrempeln und die Ärmel natürlich auch.“ Löw geht es generell darum, sich von eingetretenen Pfaden beim Spiel fernzuhalten: „Wer mehr läuft, der gewinnt. Und vor allem, in welche Richtung läuft man?“ Dazu meinte Pistor lapidar: „Häh?“ Aber auch Otto Rehagel erlaubte sich Entgleisungen: „Als erstes müssen wir uns bei unseren Frauen bedanken, sie haben uns immer die Stange gehalten.“ Für viel Erheiterung sorgten aber auch Erinnerungen, wie die aus dem Kielwasser der WM 1974, als der „niederländische Superstar Johan Cruyff zur Nacktbadeparty einlud“, nachdem die Ehefrauen der Nationalspieler abgereist waren.

Und die Moderatoren gingen sogar noch weiter in der Historie zurück: Am 5. Juni 1938 habe für die brasilianische Nationalmannschaft wirklich alles auf dem Spiel gestanden. Der Regen prasselte gnadenlos im französischen Straßburger Stade de la Meinau nieder – ein Unglück für die Brasilianer, die ja überwiegend Sonne gewöhnt sind. So kämpften sie verbissen gegen den matschigen Rasen, vor allem aber gegen den Rausflug aus der Fußball-WM. Es sei nicht ganz klar gewesen, ob er die Schuhe verlor oder auszog. Fakt ist: Hoffnungsträger Leônidas da Silva verhalf barfuß zum Sieg, und Brasilien zog mit 6:5 ins Viertelfinale ein.

Schließlich wurde noch der erklärte WM Klugscheißer prämiert: Ingo und Markus sowie Jörg und Felix hatten sich während der Veranstaltung unter anderem durch Bilderrätsel und Multiple Choice- Aufgaben, rund um die WM gekämpft. Felix machte schließlich das Rennen.

Das vergnügliche Trio Pistor, Lehmann und Hupe hatte für einen vielfach bejubelten und beklatschten Abend in der Werner-Jaeger-Halle gesorgt. Michael Hüpen aus Kaldenkirchen meinte: „Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht. Klasse, was für Anekdoten da so aus der Geschichte des Fußball ausgegraben wurden!“

Fotos: Susanne Peters

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