Kabarett 4.0: „Wer kommt, der kommt!“


– Von Zu-spät-Kommern und Zu-früh-Aufstehern –

Oedt (sp). Bis auf wenige Plätze war die Albert-Mooren-Halle voll besetzt, als Stefan Verhasselt schwungvoll die Bühne enterte und lässig-sympathisch mit seinem, für ihn typischen, niederrheinischen Wortwitz unterhielt.

Seit zehn Jahren ist der Radiomoderator als Kabarettist unterwegs und präsentierte zum dritten Mal ein Unterhaltungsprogramm in Oedt. „Heute quasi vor der eigenen Haustür“, formulierte der sympathische „Clown“ vom Niederrhein.

Während der ersten Halbzeit schien der Straelener allmählich warm zu laufen. Nach einer kurzen Unterbrechung entfachte er schließlich mit seinen eigenen spritzigen Anekdoten sowie einem bunten Allerlei alltäglicher Beobachtungen ein überbordendes Gag-Feuerwerk. So gab er eine zum Brüllen komische Pointe nach der anderen zum Besten und bewirkte, dass kein Auge trocken blieb. 

„Witze unterhalb der Gürtellinie oder über Merkel gibt es bei mir nicht. Das machen schon andere. Ich sehe mich eher in der Position, die Tradition von Hanns-Dieter Hüsch fortzusetzen“, beschrieb Verhasselt gut aufgelegt seine Vorliebe, die niederrheinische Lebensart durch den Kakao zu ziehen, als er auf so genannte „Zu-früh-Aufsteher“ und „Zu-spät-Kommer“ zu sprechen kam. So fühlten sich die amüsierten Zuschauer rund zwei ein halb Stunden lang urkomisch unterhalten und als Niederrheiner, ihres Zeichens mit dem Herzen auf der Zunge, auch bestens verstanden.

„Das ist bei mir zu Hause ganz genauso“, rief eine Frau, eins ums andere Mal, die dank ihrer buchstäblich explodierenden, ansteckenden Lachsalven im Gegenzug auch den Kabarettisten auf der Bühne unterhielt. So hatte Verhasselt beispielsweise spaßig über die Art und Weise der Bedienung eines Smartphones im betagten familiären Umkreis „referiert“, wodurch er offensichtlich wohl bekannten Zeitgeist transportierte. „Meine Frau beruhigt sich gleich wieder“, versprach der nicht minder amüsierte Begleiter der über die Maßen erheiterten Dame schließlich lakonisch.

„Heutzutage läuft alles mit dem Handy“, vertiefte Verhasselt sodann das Thema und gab seine persönlichen Beobachtungen zum Besten: „Du lernst jemand kennen, per Whats App oder Facebook. Es folgt das erste Date, der Urlaub. Alles geht ganz schnell.“ Auch mit leisen kritischen Zwischentönen, sympathisch präsentiert und ohne erhobenen Zeigefinger, spart er eben nicht: „Früher gab es sonntags noch ein Mittagessen. Kennt das noch jemand? Mittagessen. Zum Beispiel Rindfleischsuppe, Braten und Blumenkohl. Das müssen heute tatsächlich Einige googeln.“

In seine vergnüglichen Monologe lässt er auch immer wieder sprachliche Eigentümlichkeiten einfließen, die nur ein Niederrheiner kennt, wie „flammneu“, „allerletzter Rest“ oder „Es ist ein Tun.“. Ebenso sei das arglistige Betrügen als weich spülendes „Betuppen“ eine typisch niederrheinische Formulierung, die den Betroffenen nicht gar so dumm da stehen lasse. Außerdem sorgten, von Verhasselt als Leersätze bezeichnete, sinnfreie Smalltalk-Aussagen wie „Morgen ist gelbe Tonne.“, inmitten eines nachbarschaftlichen Gesprächs, als Running Gag für viel Erheiterung.

Hier gibt es keinen Zu-früh-Aufsteher?“, wunderte sich der gut gelaunte Kabarettist zum guten Schluss. Bei einer seiner letzten Aufführungen sei eine junge Frau noch weit vor dem Ende aufgestanden. „Ich schicke Ihnen die Pointe per Whats App!“, so habe er, freundlich bemüht, hinterher gerufen.

Wer echter Niederrheiner ist, findet sich in fast allen Anekdoten irgendwie wieder, und man merkt ganz genau, wo Stefan Verhasselt herkommt!“, so lautete, am Ende eines kurzweiligen Abends, das einhellige Urteil des sympathisch vorgeführten Publikums. „Ich werde noch heute meinen Eltern Karten für eine der nächsten Vorstellungen besorgen“, stellte eine total begeisterte Zuschauerin spontan fest.

Esprit geladene Unterhaltung mit fröhlichem Kolorit vom Niederrhein – da gibt es nun in der Tat keinen Grund früher aufzustehen.

Alle Fotos: Susanne Peters

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Stefan Verhasselt unterhielt mit viel Esprit und fröhlich niederrheinischem Kolorit. Foto: Susanne Peters 

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