Konstruktive Lösungen für Spaß und Spiel?


– Selbst gebaute Mountainbike Trails leider verboten –

Von Susanne Jansen

Hinsbeck. Auch für Kinder und Jugendliche stellt die Zeit mit Corona eine außergewöhnliche Herausforderung, mit vielen Entbehrungen, dar. Vor allem während der Lockdowns verbrachten die Schüler zwangsläufig noch mehr Stunden vor dem Computer – zum Lernen und zum Spielen. „Deshalb haben wir uns sehr gefreut, als unser Sohn mit seinen Kumpels auf die Idee kam, auf unserem eigenen, öffentlich zugänglichen Privatgrundstück ein eigenes Mountainbike-Gelände zu gestalten“, erzählt Wolfgang Hörst.

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Entspanntes Beisammensein: die jungen Mountainbiker machen Pause.

Spaß im Freien

„Wir haben Unkraut und Brombeersträucher beseitigt und Hügel gebaut. Aus Paletten haben sich unsere Kinder Sitze und einen großen Tisch errichtet, um zwischendurch zu pausieren. Getränkeflaschen und Verpackungen haben sie immer direkt entsorgt.“ Elke Hörst ergänzt: „Das ging wochenlang gut. Wir waren richtig froh, dass die Kinder kreativ wurden, sich die ganze Zeit draußen aufhielten und bei Bewegung frische Luft tanken. Ab und zu kamen noch ein paar Kinder hinzu, aber der Platz war nie übervoll.“ Die jungen Biker achteten explizit darauf, dass sie auf dem bewaldeten Privatgrundstück blieben „und dass das Fahren nicht bis in den anschließenden Wald ausartete.“ Es habe auch keine Beschwerden wegen Lärmbelästigung gegeben. „Da hört man vom angrenzenden Fußballplatz und den Autofahrern, die den parallel zum Grundstück angelegten Weg zum Tennisplatz nutzen, mehr. Und das bietet ja auch keinen Anlass zu Beschwerden.“

Hervorragende Nachbarschaft

Allerdings kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem schlecht gelaunten Spaziergänger nicht gefällt. Dieser Gedanke, in Anlehnung an ein ähnlich lautendes Sprichwort, drängt sich auf. „Die Nachbarschaft war ganz und gar nicht das Problem: Ganz im Gegenteil – alle sind sehr nett und verständnisvoll. Man ist im Gespräch“, sagt Elke Hörst lächelnd und fährt enttäuscht fort: „Irgendeine Spaziergängerin hat sich anonym beschwert, so sagte uns die zuständige Behörde. Selbst ältere Nachbarn fühlten sich nicht durch uns gestört, sondern erzählten direkt aus ihrer eigenen Kindheit und zeigten sich sogar beeindruckt von der Initiative unserer Kinder.“

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Elke Hörst (links) und Patrice Beck.

An frischer Luft austoben

Patrice Beck, deren Sohn ebenfalls auf dem Grundstück viel Spaß beim Mountainbiking gehabt hatte, teilte Fotos von der Aktion bei Facebook, die vor dem Abbau von Paletten und Rampen entstanden. Sie machte so ihrer Verständnislosigkeit Luft. „Die Reaktionen auf mein Posting waren fast durchweg positiv. Fast alle waren sich einig: Gerade heutzutage ist es doch schön, wenn die Kinder die Möglichkeit haben, das zu tun, wovon wir früher schon profitiert haben – sich mit viel Spaß und kreativ an der frischen Luft auszutoben.“

Die Gesetzeslage

Nichtsdestotrotz: Das öffentlich zugängliche Privatgrundstück befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet. Bei dem Grundstück handelt es sich außerdem um Wald, im Sinne des Gesetzes. Dieser ist durch das Landesforstgesetz NRW (LFoG) gesetzlich geschützt. Deshalb ist auch das Einbringen von Fremdmaterialien wie Plastik- und Holzpaletten, mit denen die Jugendlichen dort, ohne Raubbau zu betreiben, Rampen und Sitzgelegenheiten gebaut hatten, verständlicherweise enttäuschend, aber eben leider verboten.

„Was ich allerdings nicht verstehe, ist Folgendes: Wenn ich über einen kleinen, künstlich aufgetragenen Hügel stolpere und mich verletzte, ist der „Erbauer“ desselben gesetzlich in der Verantwortung. Trete ich jedoch an der gleichen Stelle im Wald in ein zufälliges, naturbedingtes Schlagloch oder Ähnliches, und ziehe mir dieselbe Verletzung zu, habe ich eben Pech gehabt“, wundert sich Wolfgang Hörst.

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Für eine Weile ein abwechslungsreicher Spielplatz in der Natur eines Privatgrundstücks, nunmehr wieder von Unkraut überwuchert.

Neue Wege?

„Natürlich wollten wir keinerlei Ärger machen oder Unmut stiften, sowohl was Nachbarn und auch Behörden betrifft. Uns tut es vor allem für unsere Kinder leid. Hier sollte, seitens unseres Kreises und weiterer zuständiger Behörden, vielleicht auch mal über konstruktive Lösungen, im Sinne unserer Rad fahrenden und spielenden Kinder, nachgedacht werden“, sind sich Elke und Wolfgang Hörst mit Patrice Beck einig.

Text: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

Fotos: Elke Hörst und Susanne Jansen

Kommentar zum Artikel: https://nettetalaktuell.de/2021/07/31/in-eigener-sache/