„Lobberland“: Heimatgefühl leben


Keine Chance für historisches Kulturgut? –

Von Susanne Jansen

Lobberich. „Mehrere Bemühungen um eine Erlaubnis, an den Masten mit den Straßennamen für die Allgemeinheit kostenfreie QR-Codes anbringen zu dürfen, waren bisher erfolglos“, ärgert sich Ralf Schmeink von Lobberland e.V. Die Rede ist von Straßeninfos, die via Scan abgerufen werden können, wie sie bereits in die neue Lobberich-App (https://lobberich.app) eingepflegt wurden. Möglich wäre dies mittels Etiketten, die in Augenhöhe befestigt werden. „Die Kosten für solche Aufkleber sind marginal und können vom Verein getragen und auch angebracht werden“, betont Schmeink.

Straßeninfos für alle

Auf diese Weise können alle Medien, die auf einer Webseite gespeichert und von einem Smartphone angezeigt werden, schnell verfügbar gemacht werden. „Ich biete inzwischen für jede Straße Lobberichs eine ‘Landeseite‘ an. Man landet nach meinem Konzept also direkt bei den richtigen Straßeninfos und kann auch gleich weiter surfen. Hier werden zum Beispiel interessante Fragen beantwortet wie: Liegen interessante Gebäude an der Straße? Wer ist der Namensgeber? Einfach dem entsprechenden Link folgen und weiter lesen!“ Seine Idee ist es, die Aufkleber passend anfertigen zu lassen, der Preis richte sich dann nach bedruckter Fläche. Dazu seien unter anderem zusätzliche Behandlungen möglich, wie gegen das Ausbleichen. Falls die Entfernbarkeit, im Sinne eines schonenden Umgangs mit städtischem Eigentum, wichtig sein sollte, werde ein vergleichsweise weniger haftender Kleber benötigt. „Ich würde dann gerne eine geschlossene Banderole anbringen, die vom Kleber nur auf Höhe gehalten werden muss, ohne Möglichkeit zum ‘Abknibbeln‘. Die Technik ist da, die Inhalte ebenfalls.“

Ehrenamtliches Engagement

Seit dem Herbst vergangenen Jahres sei der Vorsitzende von Lobberland im Gespräch mit der Verwaltung der Stadt Nettetal. „Ich würde mich freuen, wenn die Verwaltung ihre Vorbehalte gegenüber QR-Codes an den städtischen Masten für die Straßenschilder aufgibt.“ Es schien von Seiten der Nettetaler Verwaltung weniger das Kulturressort als zunächst einmal das Tiefbauamt zuständig, so Schmeink. „Zur Wahrheit gehört: Die Idee wurde hier bereits verworfen“, lautet sein Eindruck. Bürgermeister Christian Küsters dazu: „“Selbstverständlich begrüßen wir das ehrenamtliche Engagement und die Arbeit zur Geschichte Lobberichs. Im Verkehrsraum sind besondere Regelungen zu beachten, um keine Ablenkung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu erzeugen. Zudem halten wir es im Sinne unserer Gäste für sinnvoll, in den Stadtteilen einheitlich vorzugehen und eine dauerhafte Pflege der Informationen sicherzustellen. Dies muss noch erfolgen.“

Sicherheit

Der Vereinsvorsitzende erläutert: „Wo der Interessent mit Smartphone steht, lässt sich ganz simpel dadurch sicherstellen, dass der QR Code natürlich nicht zur Fahrbahn zeigt, sondern auf der davon abgewandten Seite angebracht wird.“ Wenn es um flanierende Fußgänger oder um deren mögliche Behinderung gehe, hier liege, nach Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung, so Schmeink, die Verantwortung bei jedem selbst: Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Wer am Verkehr teilnehme, habe sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt werde.

Vertrauen

Auch über das zweite Argument, seitens der Stadt Nettetal, wundert sich der Lobbericher: „Erst was jeder Ortsteil leisten kann, das dürfen die anderen auch? Hier spricht doch schon die unterschiedliche Expertise für die Ortsteile gegen eine einheitliche Lösung.“ Er betont: „Alles was ich persönlich erwarte, ist ein wenig Vertrauen seitens der Stadt Nettetal, dass Menschen, die sich seit 40 Jahren mit Heimatgeschichte beschäftigen und seit 1997 ihre Heimat im Netz präsentieren, dies auch in Zukunft zuverlässig und verantwortungsvoll tun werden.“ Die Stadt Kempen habe dieses Vertrauen in den Heimatverein St. Hubert gezeigt. Die St. Huberter fassten die Informationen in einer Tabelle zusammen, auf die jeder Code einheitlich verweise. „Mein eigener Ansatz wäre sogar ‚straßenscharf‘ – für jede Straße ein eigener Code. Die Technik für die QR-Codes ist da, sie ist auch ohne App nutzbar“, so Schmeink. Wenn Verwaltungen eine Meinungshoheit über Aufarbeitung, Deutung und Berichterstattung der lokalen Geschichte beanspruchen, erschiene dies gar nicht im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, fasst er zusammen.

Text: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

Foto: Schmeink

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