Mit der Polizei gekokst


Musikalische Hommage an Nettetal

Lobberich (sp). Wie ein Wirbelsturm kam er auf die Bühne gefegt und legte sogleich aus dem Stand los. Der mehrfach preisgekrönte Kabarettist Christoph Brüske hatte seine Hausaufgaben gemacht: Zu jedem Nettetaler Ortsteil und zur gesamten Region konnte er etwas treffend Komisches beitragen. So scherzte er: „Wir sind ja hier in direkter Nähe zur holländischen Grenze, quasi am G-Punkt der A 61. Als ich im Jahr 2008 hier, in der Wener-Jaeger-Halle, bereits einen Auftritt hatte, war ich auch auf der Wache in Kaldenkirchen und habe dort mit der Polizei gekokst.“

Leider war die Halle diesmal nur zu einem Viertel gefüllt, was der guten Laune des Künstlers jedoch keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil – bestens aufgelegt kokettierte er mit der geringen Zuschauerzahl: „Der Kartenverkauf ist so schlecht, Alleinunterhalter ist eben ein einsamer Job!“ und „Die, die nicht kommen wollten, die will ich ja auch gar nicht sehen!“ und, angesichts der besonders milden Temperaturen zum Jahresbeginn: „Heute war der erste Sommertag, die Leute wollen grillen oder ins Freibad.“

Die rund 100 Gäste in der Werner-Jaeger-Halle dankten es dem eloquenten Künstler, der mit seinem Gag-Feuerwerk und pointierten Gesangseinlagen immer wieder brüllendes Gelächter und tosenden Applaus erntete. Ob Fernsehen, Politik oder Bildungsniveau – jeder bekam bei dem „Vater einer allein erziehenden Tochter“ sein Fett weg: „Rosamunde Pilcher ist gestorben. Ich dachte, die gibt es gar nicht und das wäre ein durchgeknallter Redakteur vom ZDF, der die Geschichten erfindet. Alle Omas und Mütter werden jetzt sicher öfter anrufen.“ Auch die Einwohner des Dschungelcamps und ihr Verhalten machen ihn sehr nachdenklich: „Hilfe, ich hab noch Hirn, holt das da raus!“ Noch dazu ängstige ebenso das Bildungsniveau der Schüler regelrecht, so stellte er fest. Auf die Frage nach ihrer Konfession in einem Fragebogen habe eine Schülerin geantwortet: „75 B.“

Bei all dem Übel ist Brüske jedoch sicher: „Es gibt nicht nur Bekloppte, sondern vor allem lässt man sich bekloppt machen.“ Zum Beispiel mit hohlen, Unheil drohenden Phrasen, aus der Politik, wie Bundesminister Thomas de Maizière, an die Bevölkerung gerichtet, formulierte, als wegen Terror-Gefahr im Jahr 2015 kurzfristig ein Länderspiel abgesagt wurde. „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ Brüske feixt: „Das müssen Sie mal mit ihrem Chef machen, wenn dieser Sie zur Rechenschaft zieht: Ein Teil meiner Antworten würde Sie verunsichern.“ Ebenso wundert er sich über Bundesminister Peter Altmaier: „Wenn man sich den ansieht, kann man sich nicht vorstellen, dass sich Politiker von Diäten ernähren.“ Und zum Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag stellt er lakonisch fest: „Wie nennt man eine Kuh, die das Gras nicht frisst, sondern raucht? Dobrindt!“ Über seinen „Lieblingspolitiker“ Horst Seehofer singt Brüske: „Du gibst alles, wenn du gibst, keiner packt so gerne zu. So bist du, der Horst von der CSU! Und wenn du denkst, dann denkt nur ein Teil von Dir und der Rest ertrinkt im weißen Bier!“

Natürlich hat der Kabarettist auch für den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump nur Häme und Spott übrig: „Mir ist die Frisur von Donald Trump egal, mich ängstigt mehr das Vakuum darunter.“ Er präsentiert unter anderem ein Porträt als fotografische Symbiose von Trump und Merkel – das „Trumpeltier“. „Ich hätte nicht gedacht, dass es ein Gesicht gibt, dass durch die Frisur von Merkel gewinnt.“

Schließlich ging der scharfzüngige Spaßmacher und Musiker, wie er gekommen war, und verabschiedete sich mit einer gesanglichen Hommage an Nettetal, einem Loblied, das keinen Ortsteil ausließ, um preisend zu enden: „Am Niederrhein, das ist die erste Wahl: wohnen in eurem Nettetal!“ Am Ende des äußerst kurzweiligen Abends belohnte Brüske noch mit einer Zugabe, und die Zuschauer dankten mit einem tosenden, nicht enden wollenden Applaus.

Wissen kompakt:

In seiner Jugend spielte Christoph Brüske Trompete und trat später verstärkt als Sänger in diversen Pop- und Jazzgruppen auf. Im Jahr 1985 begann er seine Tätigkeit als Schauspieler in freien Theaterprojekten in Köln und Bonn auf, unter anderem beim Theater Scheinwerfer sowie der Studiobühne Köln. Christoph Brüske war vier Jahre Mitglied im Ensemble des Springmaus Improvisationstheaters in Bonn. Am 30. September 1997 gab er sich mit der Premiere seines ersten Solo-Programms „Kassensturz“, in der Kölner Comedy Arena, die Ehre.

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