– Bürgerversammlung: „VeNeTe ja gerne – aber nicht so!“ –
Kaldenkirchen (sp). Die vielfach ehrenamtlich tätige Kaldenkirchenerin Elvire Kückemanns, Trägerin des Bundesverdienstkreuz am Bande (2013), eröffnete die Versammlung der Initiative „Venete ja gerne – aber nicht so!“. „Wir haben uns zusammen gefunden, um Informationen weiter zu geben und gemeinsam über das Für und Wider zu diskutieren. Gemeinsam sind wir stark!“
Gemeint ist der beschlossene Bau einer Müllumlade mit Wertstoffhof im Gewerbegebiet VeNeTe. Diverse Mitglieder der Parteien wie unter anderem Andreas Zorn und Hajo Siemes (WIN), Gabi Glatz und Harald Post (CDU) sowie Guido Gahlings (Grüne) verfolgten aufmerksam das Geschehen. Bürgermeister Christian Wagner nahm nicht an der Versammlung teil, beobachtete jedoch die aktuellen Entwicklungen bei der Facebook-Gruppe „VeNeTe ja gerne – aber nicht so!“.
Claus Albrecht, Mitglied der Initiative, war nach eigener Aussage selbst zehn Jahre lang in der Entsorgungsbranche tätig und gibt zu Bedenken, dass in VeNeTe jährlich 150.000 Tonnen Müll umgeschlagen werden sollen. „Unsere Recherchen haben ergeben, dass die ABV zu 100 Prozent ins wirtschaftliche Risiko geht.“ Verkalkuliere sich das Unternehmen des Kreis Viersen, sei zu erwarten, dass die Gebühren auf alle Nettetaler umgelegt werden, meint Albrecht und erläutert: „Das betrifft unter anderem Reparaturen und Energiekosten, um nur einige zu nennen. Es gibt kaum eine Kommune, die es billiger geschafft hat als privat. Aus Sicht von uns Kaldenkirchenern erscheint das nicht als wirtschaftliche, sondern als politische Entscheidung.“
Zu einer im Zuge der Recherchen angeblich offenbarten Pleite von EGN meint Albrecht: „Es gibt keine Pleite. Die EGN ist eine Tochter der Stadtwerke Krefeld. Erst wenn irgendwann in Krefeld das Licht ausgeht, dann können wir uns Sorgen machen.“ Fraglich bleibe, was demnächst mit dem Gelände der Sortieranlage für Sperrmüll und Gewerbeabfälle in Süchteln geschehe und warum in VeNeTe derartig neu gebaut werde. „200 Leute sollen privat zum Samstag oder Freitag anliefern. Klar, das ist der Gartenabfall vom Wochenende. Aber fahren die über die Autobahn? Daraus entsteht ein noch höheres innerstädtisches Verkehrsaufkommen. Das passiert auch, wenn sich andere Firmen ansiedeln, gar keine Frage. Aber wie soll, wie angekündigt, die Anlage am Freitag um 17 Uhr besenrein sein, um keine Gerüche zu erzeugen? Der Müll bleibt doch von Freitag bis Montag oder länger liegen, wenn Feiertage dazwischen kommen, und stinkt.“ Laut Kreis soll eine Abluftbehandlungsanlage sicherstellen, dass in der geplanten Anlage keine Gerüche austreten. Eben das stellt Albrecht klar in Frage: „Die Erfahrung lehrt: Müll stinkt ganz einfach!“
Auch seien zwölf neue Arbeitsplätze auf 21.500 Quadratmetern kein Argument für eben die Ansiedlung einer solchen Firma. „Uns ist ein Unternehmer bekannt, der anonym bleiben will. Er würde dort bauen und damit 250 Arbeitsplätze schaffen. Aber nicht, wenn dort ein Müllumladeplatz entsteht“, betont Albrecht. Keinesfalls könne sich die Müllumlade als „Leuchtturmprojekt“ bewähren, das weitere Firmen zur Ansiedlung locke, ist er sicher. Vielmehr habe es in den vergangenen fünf Jahren bereits Firmen gegeben, die Interesse an einer Ansiedlung bekundet haben, jedoch abgewimmelt worden seien, so habe die aktuelle Recherche der Initiative ergeben. Der Grund müsse sehr fragwürdig erscheinen.
Albrecht hat sich umgehört: „Ich habe gezielt nachgefragt und keine Firma gefunden, die Interesse daran hat, sich neben der Umladestation anzusiedeln.“ 15 Millionen Rückkaufswert habe die Stadt für das Gelände, auf dem die Müllumlande entstehen soll, angesetzt. „Wenn die Anlage einmal steht, ist ganz VeNeTe für die Stadt nicht mehr zu vermarkten. Das ist ein nicht überschaubares Risiko für den Kreis und die Stadt“, so lautet die Prognose der Initiative. Ergo handle es sich aus logistischen Gründen um eine desolate Fehlplanung, widerspreche zu 100 Prozent dem Ursprung von und sorge für ein endgültiges Aus für die weitere Vermarktung Venete.
Die Initiative überlegt nun, Sternenmärsche als Protest zu organisieren, sich an den Petitionsausschuss des Landtags zu wenden oder einen gemeinnützigen Verein gründen, um Spenden für ein Gegengutachten annehmen zu können.
Die Frage, ob es einen weiteren Interessenten gebe, der 250 Arbeitsplätze schaffen wolle, wenn dort keine Müllumlade entstehe, dementierte Christian Wagner am Tag nach der Versammlung. Sowohl Stadtverwaltung als auch Wirtschaftsförderung sei kein solches Interesse bekannt. Wagner nehme die Bedenken der Bürger aber natürlich vollumfänglich ernst und wolle auf jeden Fall mit der Initiative sprechen.
Weitere Informationen: www.venete-so-nicht.de
Kontakt: mitmachen@venetesonicht.de
Fotos: Susanne Peters
Bild: Die Initiative „VeNeTe – ja gerne! Aber nicht so.“ (von links): Detlev Saage, Gino Rosati, Michael Meertz, Manfred Schomm, Stefan Lommes und Claus Albrecht.