Nicht richten, sondern schlichten


– Neuer Schiedsmann mit viel Fingerspitzengefühl –

Kaldenkirchen(sj). Roland Peter Brüster-Schmitz, seit 1989 bei der Stadt Nettetal angestellt, ist neuer Schiedsmann für die Ortsteile Kaldenkirchen, Leuth und Hinsbeck. Er ist ausgebildeter Speditionskaufmann sowie Zollbeamter, war als Vollstrecker und Stadtkämmerer tätig und ist Mitglied im Personalrat. Daneben ist er Geschäftsführer der Feuerwehr. „Meine Frau trägt dies natürlich unterstützend mit, anders wäre die Bewältigung derart vielfältiger anspruchsvoller Aufgaben gar nicht möglich“, bedankt er sich lächelnd.

„Recht war immer mein Steckenpferdchen, die Arbeit beim Zoll hat mir damals schon viel Spaß gemacht. Ich bin auch Schöffe beim Landgericht, und das bereits im siebten Jahr“, erzählt er. „Das war schließlich auch ein Schubs in Richtung Ehrenamt als Schiedsmann, das ich vielleicht in einigen Jahren auch noch als Pensionär ausüben kann.“ Ihm gefalle die Botschaft „Besser schlichten statt richten“ außerordentlich gut. „Ich verfüge über einen gesunden Menschenverstand, eine gute Intuition und, aufgrund meiner Vita, über Erfahrung und ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl.“ Als Vorsitzender des „komba ortsverband Nettetal“ bekomme der 61-Jährige außerdem rhetorisch Einiges mit, „zum Beispiel wenn es um unterschiedliche Auffassungen und Meinungen im Gremium geht.“

So versuche er im Streitfall zunächst ohne Schlichtungstermin eine Regelung zu finden. „Ich gebe immer den Tipp, als erstes selbst mit dem Nachbarn zu sprechen, freundlich klingeln gehen oder einen Brief schreiben, darum zu bitten, ein störendes Verhalten mit Fristsetzung abzustellen und keinesfalls zu beleidigen.“ Werde dem Verhalten nicht nachgekommen, können zugleich rechtliche Schritte angekündigt werden – hier sei der Nachbarschaftsstreit in der Tat der Klassiker schlecht hin. Brüster-Schmitz mache seine ehrenamtliche Tätigkeit viel Spaß: „Ich bin immer mit dem Herzen dabei, recherchiere gerne, um zu verstehen, was dahinter steckt und wie ich damit umgehen kann. Gelegentlich informiere ich mich auch bei Gericht, um zu verifizieren, ob meine Einschätzungen richtig sind.“

Aus Erfahrung weiß der Schiedsmann: „Häufig ist es der Fall, dass der emotional aufgebrachte Anrufer in seiner subjektiven Denkweise annimmt, er sei im Recht, und der Schiedsmann helfe ihm auf jeden Fall. Das stimmt aber nicht immer, das muss man klar machen. Ich behandle die Angelegenheiten erklärtermaßen definitiv neutral.“ Brüster-Schmitz empfiehlt Strategien. „Ich berate gerne; man kann auch viele Dinge telefonisch regeln und so die Grundlage für eine einvernehmliche Regelung in Gang bringen“, weiß er aus Erfahrung. Das Wichtigste sei erstmal, ruhig zu bleiben und sich zu besinnen. „Der Familie können Sie noch aus dem Weg gehen. Den Nachbarn haben sie lange. Wenn sie einmal einen Schiedstermin hatten, dann bleibt immer etwas zurück.“

Gibt es bei so viel beruflichem und ehrenamtlichem Einsatz noch Zeit für ein Hobby? Brüster-Schmitz strahlt. „Alles eine Sache der Organisation!“ Als leidenschaftlicher Borussia Mönchengladbach-Fan besitzt er eine Jahreskarte. „Grundsätzlich bin ich ein sehr ausgeglichener ruhiger Typ, aber wenn ich mir zu Hause die Auswärtsspiele anschaue, dann geht meine Frau auch schon mal mit unseren beiden Australian Shepard-Hunden spazieren, weil es ihr zu laut wird“, beschreibt er lachend. Außerdem hält der Kaldenkirchener neuerdings ein paar Hühner im eigenen großen Garten. „Da hätte ich fast selbst ein nachbarschaftliches Problem bekommen können“, scherzt er schmunzelnd. „Eines von meinen Hühnern ist über den Zaun zur Nachbarin geflattert. Ich habe freundlich bei ihr geklingelt und sofort Bescheid gesagt. Das war dann natürlich gar kein Problem.“

Text und Foto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

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