– baseL: Aus Schülern werden glückliche Auszubildende –
Breyell (sp). „Es ist wichtig, Jugendlichen durch Orientierungsmaßnahmen frühzeitig ein Berufsziel zu geben. Das vermindert auch die Gefahr von Ausbildungsabbrüchen ungemein“, betont Roland Schiefelbein, ehemaliger Schulleiter der Gesamtschule Nettetal.
Drei Problembereiche gebe es generell: Die Unternehmen beklagen zunehmend einen Mangel an Nachwuchskräften, Schüler und auch ihre Eltern seien häufig orientierungslos. Außerdem: Wie kommt man hier zusammen? „An dieser Stelle muss es eine gemeinsame Schnittstelle geben, über die kommuniziert werden kann, um die Beteiligten passgenau zusammen bringen“, erläutert Schiefelbein. Eine optimale Plattform bietet in diesem Fall der im Jahr 2007 gegründete, gemeinnützige Verein baseL. Mittlerweile gibt es einen Etat von 80.000 Euro pro Jahr, Hauptsponsoren sind unter anderem die Agentur für Arbeit, die Sparkassenstifung sowie Unternehmer.
Potenzial optimal nutzen
„Das Potenzial ist bei den Schülern de facto da“, setzt der 1. Vorsitzende Schiefelbein fort,“ um dieses optimal zu nutzen, muss jedoch eine intensive Zusammenarbeit mit den Betrieben gewährleistet.“ Für Eltern sei jedoch häufig immer noch das Abitur das Maß aller Dinge. „Oft fühlen sich Schüler und auch ihre Eltern nicht reif für Entscheidungen, so wird mangels einer Perspektive häufig Schonraum geschaffen, wie zum Beispiel der reine Besuch eines Berufskollegs“, meint Gerald Laumans (2. Vorsitzender, baseL).
Eine bessere Vorbereitung auf das Leben sei das duale System mit dem Besuch einer Berufsschule und der praktischen Ausbildung in einem Betrieb. Um hier zwischen Schüler und potenziellem Ausbilder zu intervenieren, sieht er in baseL eine optimale Plattform für die Installation und Stabilisierung eines lokales Netzwerks. „Wie soll der Schüler auch wissen, was sich hinter den verschlossenen Türen des Unternehmens abspielt, bei einer Bandbreite von über 320 Berufen? Die Schüler fühlen sich doch erschlagen.“
Wie hilft baseL?
Die Betriebe bekommen die Gelegenheit, sich in den 9. Klassen der Breyeller Gesamtschule und auch der Kaldenkirchener Realschule vorzustellen. Ehemalige Schüler präsentieren sich als überzeugte Auszubildende und Coaches helfen dabei, Kontakte zwischen Betrieben, Schülern und Eltern zu knüpfen. „Der berufliche Nachwuchs zeigt, dass man in Betrieben auch glücklich sein kann,“ sagt Schiefelbein überzeugt. Der junge Mensch müsse sich ungezwungen in die betriebliche Ausbildung hinein entwickeln und sich in seinem Umfeld natürlich auch wohl fühlen. So biete sich für beide Seiten ziemlich sicher die Grundlage einer zukünftigen Win-Win-Situation.
Einer der Coaches ist Kfz-Handwerksmeister Hubert Baltes. Er besitzt 30 Jahre Berufserfahrung und ist einer von acht betrieblichen Repräsentanten. So werden Schüler auch in Praktika, um dabei ihre eigene Leistungsfähigkeit zu überprüfen. „Auch hier spielt direkt auch die soziale Komponente eine große Rolle“, insistiert Baltes, „Ist er nur ein Pseudonym oder ein vollwertiger Mitarbeiter? Bei einem Praktikum findet er außerdem vielleicht tatsächlich sofort heraus, dass gerade dieser Job ihm sehr liegt und es ihm richtig Spaß macht zu arbeiten.“
Qualitativ hochwertig
Laumans ergänzt: „Wir vermitteln qualitativ hochwertig. Wenn zum Beispiel ein Schüler sich nicht wohl fühlt, setzten sich alle zusammen – Berater und Unternehmer an einen Tisch. Dann wird gemeinsam überlegt: Was können wir tun?“ Im Idealfall führen die Praktika sowie die enge Vernetzung durch die Schnittstelle baseL sogar schon in der 9. Klasse zu einem Ausbildungsvertrag. „Allein im Jahr 2016 haben wir insgesamt 44 Schüler auf diese Art in Ausbildung gebracht“, zieht Schiefelbein Bilanz. „Ein Schüler im IT-Bereich eines Betriebes, kann, anstatt über irgendeine Schulter zu gucken, ja auch selbst kleine Programme schreiben, um so heraus finden, wie interessant das ist und ob er sich beruflich in diese Richtung entwickeln kann“, so Baltes. Ein wesentlicher Punkt sei außerdem, dass Fachkräfte so konstruktiv an die Region gebunden werden können, anstatt buchstäblich durch Aderlass davon zu fließen.
Zur Zeit können durch die Initiative des Vereins baseL und aller Beteiligten 13 verschiedene Ausbildungsberufe angeboten werden. „Wir wollen das aber noch ausweiten und freuen uns über jedes Unternehmen, das hinzu kommt und über jede Spende für unseren Etat, damit wir den Schülern weiterhin gezielt berufliche Perspektiven aufzuzeigen und sie auf den Weg bringen können“, appelliert Hubert Baltes nachdrücklich.
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