Parallele Schadensfälle fordern immens


– Logistische Herausforderung bravourös bewältigt –

Nettetal (sp). Auch in diesem Jahr fand die traditionelle Gründonnerstags-Übung der örtlichen Hilfs- und Rettungsdienste statt. Nunmehr standen die Einheiten jedoch vor einer vollkommen anderen Herausforderung, als noch im Vorjahr: Während im Jahr 2016 in einem Kempener Industriegebiet von Technischem Hilfswerk (THW), Feuerwehr, Malteser Hilfsdienst (MHD) und Deutschem Roten Kreuz (DRK) die Schadenslage „großer Verkehrsunfall“ geprobt worden war, simulierten die Teilnehmer diesmal mehrere parallele Schadensereignisse im Nettetaler Stadtgebiet. Dadurch erhöhten sich sowohl der mentale, als auch der körperliche Anspruch natürlich immens.

Das Szenario: Zwei Unglücksfälle zur gleichen Zeit

Die realistisch inszenierte Übung von THW und MHD beginnt gegen 18.30 Uhr mit einer Alarmierung: Bei einer Grillparty an einem Abbruchhaus kommt es in Folge einer Gasexplosion zu einem Unfall mit mehreren schwer verletzten Personen. Augenscheinlich gibt es viele Verletzte, auch die Statik des Gebäudes ist gefährdet. Aufgrund dieser Schadenslage werden das THW Nettetal (20 anwesende Helfer aus Bergungs- und Elektrofachgruppe) sowie Kempen (Teileinheit mit zehn Helfern) und der MHD aus Nettetal, Viersen und Willich (40 Einsatzkräfte, inklusive Krad, Küche, Zelte, Sanitäter) alarmiert und rücken mit über einem Dutzend Fahrzeugen aus. „Hierbei handelt es sich um eine logistische Herausforderung, die unter anderem den Betrieb eines Verletztensammelplatzes in einem Zelt sowie Verpflegungsaufgaben beinhalten“, erklärt eine Einsatzkraft des THW.

Zeitgleich kommt es an anderer Stelle im Stadtgebiet zu einem weiteren erheblichen Zwischenfall mit mehreren Verletzten. Dort sind die Nettetaler Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz in einer weiteren Übung im Einsatz – sie können an der Einsatzstelle von THW und MHD keine Unterstützung leisten. Außerdem stellt sich heraus, dass die Aufnahmekapazitäten der Krankenhäuser in der näheren Umgebung durch die parallelen Schadensereignisse erschöpft sind. Dies bedeutet, dass die Patienten nicht abtransportiert werden können, sondern an Ort und Stelle medizinisch versorgt werden müssen.

Planmäßige Befreiung und Rettung

Nach rund dreistündiger Einsatzdauer werden die Übungen planmäßig mit der Befreiung, Rettung und Sanitätsversorgung sämtlicher 25 realistisch geschminkter Verletztenmimen des Realistische Unfalldarstellung (RUD) Nettetal beendet. Darüber hinaus wird die Betreuung des Angehörigen eines Verstorbenen durch drei Notfallseelsorger geübt. Ebenso ist eine Hochschwangere zu versorgen, und die Fachgruppe Elektroversorgung stellt aufgrund der beengten Bewegungs- und Stellflächen eine zentrale Stromversorgung für die Kräfte des MHD und THW zur Verfügung.

Wegen der einbrechenden Dunkelheit muss die großräumige Ausleuchtung des Einsatzortes sichergestellt werden. Die verantwortlichen Organisatoren, Christopher Gehlmann vom MHD und Walter Delbos vom THW, ziehen zum Abschluss der Übung durchweg positiv Bilanz. Gehlmann: „Die Schadenslage unter den erschwerten Bedingungen eines zweiten Großschadensereignisses in der Stadt war ausgesprochen anspruchsvoll, konnte aber zu unserer Zufriedenheit bearbeitet werden.“ Im Gegensatz zur Vorjahresübung, bei der aufgrund der Schadenslage ein vernetztes Zusammenwirken der vor Ort eintreffenden Hilfsorganisationen und Einsatzeinheiten erforderlich gewesen war, war der Schwierigkeitsgrad also durch eine multiple Einsatzlage mit strukturellen Einsatz-/Versorgungsengpässen enorm erhöht. Delbos ist zufrieden: „Die Helfer haben guten Einsatz gezeigt, die Verzahnung von THW und MHD hat funktioniert. Übungen unter wirklichkeitsnahen Bedingungen mit extrem schwierigen örtlichen Verhältnissen sind wichtig für die Ausbildung und Koordination der Hilfseinheiten.“

Die Übung wurde traditionell von Beobachtern des MHD und des Kreisbereitschaftsführers DRK sowie von Seiten der Bundeswehr durch Vertreter des Kreisverbindungskommandos begleitet. Ebenso waren die Reservistenkameradschaft Nettetal sowie weitere offizielle Kräfte der Hilfsorganisationen dabei.

Am Ende der inzwischen 25. gemeinsamen Übung trafen sich die Einsatzkräfte in der THW-Unterkunft zu einer Abschlussbesprechung sowie zum gemeinsamen Abendessen und ließen den Abend kameradschaftlich ausklingen.

Text: Susanne Peters, Fotos: Malteser Hilfsdienst und THW

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