„Passagier 23“ – Verwirrspiel auf dem Ozean


– Westfälisches Landestheater in düsterer Kulisse –

Lobberich (sp). Am vergangenen Samstag gastierte Sebastian Fitzek mit seinem Bestseller „Passagier 23“ in der fast ausverkauften Werner-Jaeger-Halle. Genau genommen war dort jedoch nicht der Autor zu Gast, sondern es spielten Darsteller des Westfälischen Landestheaters Castrop-Rauxel.

Die Bühnenfassung des adaptierten Romans stammt von Lothar Maninger. Wer Fitzeks Buch bereits kannte, wusste, was ihn erwartet: Wahrlich teils schwer zu ertragende Kost aus dem Bereich Psycho-Literatur, von der ersten Minute an. Das Ambiente stimmt: Die flexible, besonders düster anmutende Kulisse variiert von Szene zu Szene und wirkt authentisch. Den Schauplatz bieten hier die unter- und oberirdischen Räumlichkeiten eines Schiffes auf hoher See. Permanent begleiten monotone Motorengeräusche des Schiffs das  ambitionierte Spiel der Akteure, was die generelle Akustik der Werner-Jaeger-Halle jedoch noch verschlechtert.

Die Ausgangssituation: 23 Menschen sind es jedes Jahr weltweit, die während einer Reise mit einem Kreuzfahrtschiff verschwinden. Nie erfährt die breite Öffentlichkeit davon. Nun taucht das, ein halbes Jahr zuvor mit seiner Mutter verschwundene, Mädchen Anouk wieder auf. Im Arm hält sie den Teddy des Sohnes von Polizeipsychologe Martin, der mit seiner Mutter ebenfalls fünf Jahre zuvor während der Familienreise verschwand. Von nun ab begibt sich Martin, der nie wieder ein Schiff betreten wollte, auf eine obskure Reise in die Tiefen des Ozeans.

Die Schauspieler identifizieren sich allesamt mit ihren Rollen. Figuren, die aus dem Hintergrund operieren und dabei unsichtbar bleiben, wie zum Beispiel ein reiner E-Mail-Schreiber, werden von einem vermummten Schauspieler verkörpert, der wie ein Gespenst diffus aus einem Schatten agiert. Leider bleiben die Chargen jedoch klischeehaft, was sicher vor allem der Abstrusität der literarischen Vorlage geschuldet ist. Denn Fitzek schreibt Bestseller; innerhalb der breiten deutschen Leserschaft jedoch genießt er bisweilen den Ruf, nur an der Oberfläche zu kratzen, was die kreierten Charaktere häufig blutleer erscheinen lasse.

Diesen Eindruck gewannen auch Zuschauer in der Werner-Jaeger-Halle. „Zum Ende hin wurde es immer absurder“, beschrieb ein Lobbericher, „es gab eine überraschende Wendung nach der nächsten. Ich kenne das Buch nicht. Aber das alles wirkte arg konstruiert und ging zu Lasten der Glaubwürdigkeit. Am Ende war jeder verdächtig, und irgendwie passte nichts mehr zusammen.“ Eine Kaldenkirchenerin meinte: „Ich fand die Schauspieler sehr gut, aber teilweise für die Rollen zu jung. Das wirkte unfreiwillig komisch.“

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