St. Sebastian muss weichen


– Evangelische Kirche mit Photovoltaik-Anlage –

Lobberich (sp). In Lobberich gibt es drei Kirchen: St. Sebastian,die Alte Kirche und die Evangelische Kirche. Die Instandhaltung ist sehr aufwändig, auch die energetischen Gesamtkosten können so nicht weiter getragen werden. „Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen, aber sie musste nun wohl getroffen werden“, sagt Bastian Rütten, Koordinator der Alten Kirche. Die Rede ist vom Abriss der Katholischen Kirche in Lobberich, St. Sebastian, sowie der „Brücke“, des Jugendfreizeitheims Arche und des Generationentreff. 

Da die Alte Kirche, am Treppchen kürzlich eine neue Heizung erhalten und damit eine nicht unerhebliche Investition erfahren hat, müsse nun St. Sebastian, im Jahr 1893 eingeweiht, weichen. „Einen Teil des Interieurs können wir aufnehmen. Von nun ab wird in der Alten Kirche geheiratet und getauft, die Kommunion gefeiert und es wird gefirmt.“ Natürlich bleibe die Alte Kirche weiterhin Kultur-Kirche (Konzept: Gott-Mensch-Kultur). Man müsse nur sehen, wie man alles „unter einen Hut bekomme“. Da ebenfalls die Brücke, der Generationentreff und das Jugendfreizeitheim Arche abgerissen werden, werde man auch hier sehen, wie ein zukünftiges erweitertes Raumnutzungskonzept aussehen könne. Für Jugendliche könne man in der Alten Kirche zum Beispiel eine wöchentliche Disco veranstalten, die Akustik sowie auch die Lichtanlage eigene sich dafür außerordentlich.

Die Evangelische Kirche habe derartige Entwicklungen bereits voraus geahnt. Uwe Sieck (Förderverein Evangelische Kirche Lobberich/Hinsbeck) meint: „Die Energiekosten zur Beheizung einer Kirche sind fast untragbar geworden. Die Evangelische Kirche Lobberich/Hinsbeck rechnete mit einer solchen Entwicklung und lässt eine Photovoltaikanlage auf ihr Kirchendach bauen. Zukünftig können wir dann einen Großteil unserer Energie selbst erzeugen und unseren Gläubigen einen kuschelig warmen Gottesdienst bereiten.“ Natürlich werde der ökumenischen Gedanke sehr gerne gepflegt, deshalb sei jeder Besucher der sonntäglichen Gottesdienste herzlich Willkommen. Sieck: „Wir haben stets ein offenes Ohr und Tor!“

Was aber passiert mit der nun zur Verfügung stehenden Fläche? „Dort wird ein Mehrgenerationenhaus entstehen“, berichtet Sven Karth (Kaufmännischer Vorstand, Baugesellschaft). „Bauland ist sowieso recht knapp und die Infrastruktur ist in diesem Fall auch noch hervorragend. Deshalb freuen wir uns besonders über diese „Landspende“ durch die Kirche. Ein Konzept hierzu werden wir noch in diesem Jahr vorstellen.“

Das ist aber noch nicht alles: Auch ein Geburtenhaus wird auf dem gespendeten Bauland errichtet, das der Institution Lobbericher Krankenhaus angehört. „Sicherlich ist der demographische Wandel im Allgemeinen nicht von der Hand zu weisen“, so Schönfelder (AKH Nettetal), „in Nettetal ist er jedoch absolut kein Thema. Die Geburtenrate ist nicht nur stabil, sondern sie steigt seit Jahren kontinuierlich.“ Dabei scheine es sich um ein Kleinstadtphänomen wie auch um ein dörfliches zu handeln. Denn ebenso im niedersächsischen Hodenhagen und in Venusberg (Bonn) sei zu beobachten wie die Geburtenrate von Jahr zur Jahr explodiere. So sei es gar nicht erst verwunderlich, dass Leuth, das innerhalb Nettetals die kleinste Einwohnerzahl vorweist, im Verhältnis zum Rest des Ortes mit der höchsten Geburtenrate überzeugen könne.

„Als kirchlich engagierter Jugend-, Sozial- und Kulturdezernent der Stadt sowie ehrenamtlicher Geschäftsführer schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, fasst Schönfelder zusammen. „Zum einen bedauere ich, dass dieses Wahrzeichen Lobberichs, das auch ein Zeugnis unserer Kultur- und religionsgeschichtlichen Prägung ablegt, abgerissen werden soll. Und welch Ironie der Geschichte – gerade im Jubiläumsjahr der Reformation! Zum Anderen freue ich mich natürlich darüber, dass an diesem Standort eine sozial sinnvolle Nachnutzung geplant ist. Mit dem Geburtshaus erweitern wir das Behandlungsspektrum unseres Städtischen Krankenhauses, mit der Errichtung eines Mehrgenerationenhauses schaffen wir ein neues Modell des Zusammenlebens von Alt und Jung. Eine durchaus reizvolle und spannende Initiative zugleich. Ich hoffe, dass auch der kirchliche Generationentreff dort Unterschlupf finden wird.“

Text und Fotos: Susanne Peters

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