Streetwork als Traumjob


– Im vergangenen Jahr hat die ehemalige Förderschülerin Miriam Wagnitz das beste Abitur der Gesamtschule Breyell absolviert. Was sie heute macht – 

Lobberich (sp). Zum Ende ihrer Grundschulzeit wechselte Miriam Wagnitz zu einer Förderschule. „Ich lernte verzögert und hatte dadurch in Mathe und Deutsch Probleme.“ Kurz vor dem Übergang jedoch bemerkte sie auf einmal, dass sie beim Lernen besser zurecht kam und mittlerweile auch ziemlich gut lesen konnte. „Das lässt rückblickend auf eine temporäre Entwicklungsverzögerung schließen“, resümiert sie, „aber da stand der offizielle Beschluss zum Besuch einer Förderschule bereits.“ Sofort habe sie bemerkt, dass sie da nicht hingehöre. „Ich war viel weiter als die anderen. Die Lerninhalte waren für mich einfach zu niedrig angesetzt.“

Im Zuge ihrer Entwicklung gewann sie mehr Selbstvertrauen und wechselte als erste integrative Achtklässlerin von einer Sonderschule im Quereinstieg auf die Gesamtschule Nettetal. „Englischunterricht habe ich nie gehabt, deshalb besuchte ich als Achtklässlerin zuerst den Grundkurs der 6. Klasse.“ Auch Physik als Unterrichtsfach hatte sie zuvor nicht kennen gelernt und bekam dort ebenfalls zusätzlich fachliche Unterstützung. Doch es gelang ihr bereits in der 9. Klasse insgesamt zum Regelunterricht überzugehen. „Mein Ziel war damals der Hauptschulabschluss“, fasst die herzliche Lobbericherin zusammen, „den schaffst du, habe ich mir gedacht.“ Aus dem ursprünglich avisierten Hauptschulabschluss wurde bald ein standardmäßiger Realschulabschluss. Und schließlich beendete Miriam selbstbewusst ihre Schullaufbahn mit dem jahrgangsbesten Abitur 2016 an der Gesamtschule Nettetal. Auch wie es weitergehen soll, wusste sie zu diesem Zeitpunkt bereits: „Ich wollte ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Ich hatte im Rahmen des Philosophieunterrichts einen Film über Obdachlose und Hilfestellungen im nationalen und internationalen Vergleich gedreht. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.“ Sie wolle gerne studieren, zuvor allerdings, im Rahmen des FSJ, erst mal Berufspraxis in einem sozialen Bereich sammeln.

Heute sieht sich Miriam bereits darin bestätigt, dass dieser Weg genau der richtige ist. Sie arbeitet in einem Heilpädagogischen Zentrum mit Menschen, die einen erhöhten Betreuungsbedarf haben und zum Beispiel behindert oder psychisch krank sind. „Die Arbeit ist sehr vielseitig und ich habe sofort gemerkt, dass mir der soziale Bereich tatsächlich liegt“, sagt sie lächelnd. Als nächstes werde ein praxisbezogenes Studium folgen. „Dazu werde ich auch Praktika in den Bereichen Streetwork und Schulsozialarbeit machen. Ich möchte so viele praktische Erfahrungen wie möglich sammeln.“

In ihrer Arbeit als Betreuerin und direkte Bezugsperson erlebe die 21-Jährige viel Schönes, das berühre und zu Herzen gehe, aber natürlich auch Trauriges. „Selbstverständlich gibt es auch schon mal nervige Momente, in denen es bergauf und bergab geht.“ Das habe man in jedem Job, so resümiert sie. Sie finde vor allem wichtig, dass man sich mit dem Job identifiziere und sich nicht von negativen Ereignissen entmutigen lasse.“ Egal wie viele schlechte Momente man erlebt, es gibt auch immer wieder schöne, die es wieder gut machen“, fasst sie entspannt zusammen. Miriams konkreter Berufswunsch? „Ich möchte auf jeden Fall im Bereich Streetwork arbeiten, etwas Gutes tun und dafür sorgen, dass Menschen, die dringend Unterstützung brauchen, bestmöglich geholfen wird.“

Wissen kompakt: 

  • Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) dauert in der Regel zwölf Monate (mindestens sechs und höchstens 18) und beginnt am 1. August oder 1. September eines Jahres.

  • Das FSJ bietet jungen Menschen von 16 bis 26 Jahren die Chance, etwas für sich und andere Menschen zu tun.

  • Die Durchführung des FSJ erfolgt durch einen zugelassenen Träger, unter anderem ist dies im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich möglich.

    Foto:

    Miriam Wagnitz sammelt praktische Erfahrungen im Freiwilligen Sozialen Jahr und möchte gerne Streetworkerin werden.