– Von der Redensart zur helfenden Tat –
Lobberich (sp). „Von Hand zu Hand“ ist hier nicht nur eine Redensart; im Kleider- und Sachspendenlager wird dieses Motto im wahrsten Sinne des Wortes gelebt. Es handelt sich um eine private Initiative, die mietfrei in den alten Räumlichkeiten der Firma Esch, Rosental 29, untergebracht ist. „Das ist nicht selbstverständlich, dafür sind wir Christian Esch sehr dankbar“, sagt Gründerin Angela Müllers lächelnd. Esch sei grundsätzlich der Einzige, der unterstütze, von der Stadt Nettetal gebe es keine Zuwendung.
Gegen eine kleine Gebühr erhalten Bedürftige in dem Lager unter anderem Secondhand-Kleidung, Schuhe, Spielzeug, Bettwäsche, Geschirr und kleine Elektrogeräte. Alles wird genau katalogisiert, damit es auch gerecht zugeht. Zuvor hatten Menschen bei der Kleiderkammer, auf der Niedieckstraße, bereits bis auf die Straße Schlange gestanden. „Wir gründeten unsere Initiative im November 2015, nachdem der erste Flüchtlingsstrom nach Deutschland gekommen war, mittlerweile ist es ruhiger geworden. Uns liegt es aber sehr am Herzen, weiterhin allen Bedürftigen zu helfen, deutsche Händler, die sich bei uns Ware holen wollen, um sie selber zu verkaufen, sind bei uns definitiv nicht willkommen.“
Die Gebühr werde erhoben, weil die Menschen sich nicht wie Bittsteller oder Almosenempfänger fühlen sollen. „Eine Syrer sagte damals zu mir, er fühle sich besser, wenn er etwas für die Ware bezahlen könne.“ Und hier schließt sich ein sinnvoller Kreislauf: Die Einnahmen übergibt Müllers wiederum als zweckgebundene Spende der Nettetaler Tafel, die ein paar Produkte, wie Milch und Eier, zukaufen muss.
So gab es also von Anfang an eine hohe Nachfrage, aber auch die Spendenbereitschaft ist bis heute ungebrochen. Oft habe es sich ebenso gefügt, als ob „Hilfe vom Himmel falle“, erzählt Sue Wolfgang lächelnd, eine von zehn weiteren ehrenamtlichen Helfern. So sei einmal eine Mikrowelle angefragt worden; da fiel ihr sofort jemand ein, der zuvor die Spende seines Gerätes telefonisch angekündigt hatte.
„Wir sind aber nicht nur ein Warenhaus für Bedürftige, sondern wir entwickelten uns auch zum zentralen Treffpunkt. Wir haben immer Kaffee und Tee und eine Suppe. Die Menschen klängern und berichten auch über ihre Sorgen und Nöte.“ So fanden sich unter den Ehrenamtlern sogar Helfer, die den Kindern kostenlos Nachhilfe erteilten. Müllers sehe hier generell nicht die Flüchtlinge im wörtlichen Sinne, sondern einfach die Menschen, die ihrerseits ebenso Hilfe einbrachten. „Es handelt sich also ebenso um ein Geben und Nehmen. Vielen von ihnen haben wir seit damals zu festen Arbeitsplätzen verhelfen können, wofür sie sehr dankbar sind, so dass sie immer noch herzlichen und helfenden Kontakt zu uns halten. Wir freuen uns sehr, dass wir sie dabei unterstützen konnten, selbstständig zu werden“, sagt Müllers zufrieden.
So habe es von Anfang an immer schöne Momente gegeben, natürlich auch traurige, aber selten Ärger. „Was aber vor allem beeindruckt, ist der Zusammenhalt vieler Nationen“, sagt Müllers bewundernd und fügt schmunzelnd hinzu, „das ist eine große Bereicherung, sowohl kulturell als auch kulinarisch.“ Aber auch hier beruhe die Zuwendung auf Gegenseitigkeit: „Wir haben häufig unter einander über die Rolle von Mann und Frau gesprochen, im Ausland wie hier in Deutschland.“ An dieser Stelle habe das Team auch das ein oder andere Mal Entwicklungshilfe geleistet. „Zum Beispiel so: Hier in Deutschland putzen auch die Männer!“, bemerkt die Gründerin der Initiative verschmitzt.
Den meisten Flüchtlingen wurde also geholfen, und seit Mitte vergangenen Jahres sinkt die Nachfrage an Waren. „Mittlerweile gibt es auch eine weitere interessante Anlaufstelle, quasi in Ergänzung, hier darf sicher jeder gerne austoben: Im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Breyell haben wir einen internationalen Kreativtreff. Wir haben gespendete Nähmaschinen, Stoffe und Wolle sowie weitere Kurzwaren.“ Alle Besucher, egal welcher Herkunft, können sich dort bedienen und kostenlos kreativ werden. „Das ist unser kleines Näh- und Strickparadies. Dazu gibt es Kaffee und Kuchen und nette Plaudereien“, sagt die Ehrenamtlerin strahlend.
Zwei Dinge liegen der herzlichen Lobbericherin, die auch noch mit beiden Beinen im Berufsleben steht, besonders auf dem Herzen: Wir freuen uns jederzeit über weitere Spenden, zum Beispiel Kinderkleidung und Geschirr. Es ist doch schade, wenn diese Dinge auf dem Müll landen! Außerdem wäre es auch sehr schön, noch weitere Helfer zu finden, die ihre Zeit gerne mit etwas Gutem und Sinnvollen füllen möchten. Darum bitten wir herzlich.“
Weitere Informationen: https://www.facebook.com/Sachspendenlager/
Anschrift:
„Von Hand zu Hand“
Rosental 29
41334 Nettetal-Lobberich
Ausgabe:
Jeden Samstag, 10 bis 12.30 Uhr.
Text und Foto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Peters