Von Lausanne nach Nettetal


– Interessante Erfahrungen im Austausch –

Von Susanne Jansen

Lobberich. Solenn Dubois ist ein fröhliches Mädchen aus der französischen Schweiz, auch Romandie genannt. Genau genommen kommt sie aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Lausanne, gelegen am Genfersee, im Kanton Waadt. „Ich möchte gerne Kunst studieren. Wir haben viele Universitäten für bildende Künste in der Schweiz, auch eine in Lausanne“, erzählt sie in gutem Deutsch, mit charmantem französischen Akzent. „Im deutschsprachigen Bereich der Schweiz gibt es ebenfalls viele Schulen für Kunststudenten. Wenn ich mich für eine von ihnen entscheide, muss ich fließend Deutsch sprechen können. Deshalb war auch ein Jahr in Großbritannien nicht interessant für mich“, erklärt sie lächelnd und fügt hinzu: „Ich fand es außerdem spannender, einen Austausch ins Nachbarland zu wagen, als in den deutschsprachigen Teil der Schweiz zu gehen.“

Schonfrist

In der Schweiz besuchte die 16-Jährige ebenfalls das Gymnasium, seit August nimmt sie am Unterricht der elften Klasse (Qualifikationsphase QI) des Werner-Jaeger-Gymnasiums teil. Die Leistungsbewertung unterscheidet sich formell außerordentlich von der in Deutschland. „Hier, in Deutschland, schreiben wir in allen Fächern nur zwei Klausuren pro Halbjahr. Da fällt eine schlechte Note schon sehr ins Gewicht. In der Schweiz sind es fünf bis sechs Tests, da ist mehr Ausgleich möglich.“ Sorgen machen muss sie sich dennoch nicht, denn als Austauschschülerin genießt sie eine Art Schonfrist. „Ich bekomme zwar im ersten Halbjahr Noten, aber nur pro forma. Meine Leistungen werden nicht bewertet.“ Dafür wird es im zweiten Halbjahr ernst, „denn dann werde ich für meine Leistungen in allen Fächern genauso behandelt wie alle anderen.“

Sprachkenntnisse vertiefen

Natürlich habe sie ein bisschen Heimweh, gesteht Solenn, sie vermisse ihre Eltern und ihren 18-jährigen Bruder. Aber sie fühle sich in Nettetal sehr wohl und konzentriere sich auf das Wesentliche – das Vertiefen ihrer Sprachkenntnisse. „Die Atmosphäre unter den Menschen ist ähnlich wie bei uns, das Wetter auch“, sagt sie schmunzelnd. „Meine Klassenkameraden sind sehr freundlich. Eine Freundin habe ich auch schon gefunden. Sie wurde mir anfangs als Patin zur Seite gestellt, wir verstehen uns super!“ Die „Austauschmutter“ der jungen Schweizerin ist bereits Großmutter. „Ich lebe alleine bei ihr. Mir gefällt es dort gut. Den Kontakt hat mein Vater zuvor bereits über mehrere Ecken gehabt.“

Passionierte Malerin

In ihrer Freizeit malt Solenn und bedient sich dabei unterschiedlicher Techniken und Werkzeuge. „Mir macht es Spaß, Fotos auszusuchen und sie detailgetreu auf dem Papier abzubilden“, schwärmt sie und berichtet, dass sie zu Hause auch ein Musikinstrument spiele, das Marimba, aufgebaut wie ein Vibraphon, jedoch mit Holzstäben. „Ich freue mich, hier zu sein“, sagt die Schülerin entspannt, „natürlich ist meine Familie nicht bei mir, und meine Freunde sind auch weit weg. Aber wir halten Kontakt über das Internet, und diese Erfahrung in einem fremden Land hilft mir auf jeden Fall, mich weiter zu entwickeln. Ich bekomme hier jede Unterstützung, muss aber spontan schon mal Probleme alleine lösen und mich sprachlich verständlich machen. Das ist auch gut für mein Selbstbewusstsein.“

Foto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

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