Wann ist ein Ende in Sicht?


Lobberich (sp). „Wenn wir in einer Notlage helfen können, helfen wir natürlich gerne“, zitiert Lobbericher Ralf Schmeink. So habe sich Nettetals Erster Beigeordneter, Armin Schönfelder, noch im August ausgedrückt, als über die Umstände des „Scheichpicknick“ diskutiert wurde. Damit sei die Verwaltung der Stadt Nettetal gemeint gewesen.

Das sei natürlich sehr lobenswert. Aber gelte dies auch für Familie Schmeink in Lobberich, so fragt sich Ralf Schmeink, der An St. Sebastian wohnt. Eher zufällig offenbarte sich am Mittwoch, 7. September, dass vor dem Haus der Familie eine Baugrube ausgehoben wurde. Die ausführende Firma habe ihm ad hoc zugesagt, die Arbeiten noch am Abend desselben Tages beendet zu haben. „Das hätte für uns ja auch kein Problem dargestellt“, versichert er.

Als der Hausherr jedoch am Abend von einer Exkursion seines Heimatvereins nach Hause kam, stellte er fest, dass nach dem Aushub gar nicht weiter gearbeitet worden war. Der Schacht war zwar großzügig mit Baken abgesichert, aber nicht etwa abgedeckt. Damit sind bis heute sowohl der Zugang zur Garage als auch der Radweg davor völlig blockiert.

Volle Mülltonnen müsse Schmeink seitdem durch das Wohnzimmer tragen, Kinderfahrräder stören im engen Hausflur, das Laden des Elektroautos sei in der eigenen Garage nicht mehr möglich. Auch warte die Familie täglich auf einen Termin für den Einbau eines neuen Garagentores. „Was sag‘ ich dem Handwerker?“, will Schmeink wissen.

Noch am Mittwochabend hatte er eine Email an die Stelle gesandt, die laut Homepage der Stadt Nettetal „die öffentliche wie die private Bautätigkeit“ ordnet. Diese Stelle hat das Ganze ja sicher genehmigt und weiß Bescheid“, vermutete Schmeink. Seitens der Behörde habe er allerdings keine Antwort erhalten.

Am Freitagmorgen vergewisserte sich Schmeink beim Bürgerservice, dass der auf der Homepage genannte Ansprechpartner im Hause war und übergab einen Ausdruck der Email noch einmal persönlich der Hauspost. Weiterhin habe er keine Antwort erhalten.

Dann eben per Aushang, so dachte sich Schmeink, das tun Behörden ja auch, wenn sie jemanden nicht erreichen. „Ich habe die Fragen jetzt in großen Blättern an die unzugängliche Garagentür geklebt – vielleicht reagiert ja jetzt jemand“, hofft er.

Schmeink möchte aber Folgendes explizit wissen:

– Seit wann weiß „die Stadt“ von den Arbeiten?

– Wann beginnen die grundsätzlichen Arbeiten und wie lange dauern sie?

– Warum wurde nicht vorab informiert, so dass die Behinderung hätte minimiert werden können?
(Den Aushub links der Grube abzulegen und/oder eine provisorische Abdeckung über dem Loch für Fahrräder und Mülltonnen hätten schon viel erreicht.)

Außerdem weist Schmeink darauf hin, dass „die Stadt“ selbst eine schriftliche Anfrage mit 14 Tagen Vorlauf einfordere, wenn man auch nur ein Gerüst auf öffentlichem Weg aufstellen wolle. „ Diese von „der Stadt“ selbst gesetzten Maßstäbe halte ich für eine guten Orientierung dafür, wie sich die Behörde auch dem eigenen Bürger gegenüber verhalten sollte“, meint er.

Für den Fall, dass auch am Montag kein Brief oder keine Mail eingehe, habe sich Schmeink einen original arabischen schwarzen Umhang mitsamt Untergewand, wie ihn auch ein arabischer Scheich trägt, besorgt. „Damit ist mir die Wahrnehmung sicher“, vermutet er, „die Verwaltung der Stadt Nettetal hat ja landesweit einen Ruf zu verlieren, was Hilfsbereitschaft für Scheichs in Not angeht. Diese „Scheichbehandlung für alle“ sollte auch für alle Nettetaler gelten“, so fordert er.

Für den Normalbürger Schmeink hingegen sei von „der Stadt“ bisher nicht mal eine Eingangsbestätigung oder Vertröstung, die etwa auf die Rechtmäßigkeit städtischen Handelns verweist, gekommen, so fühle er sich ignoriert. Wobei eine wahrscheinliche Rechtmäßigkeit sicher nicht zur Debatte stehe.

Schmeink: „Es geht mir darum, wie die Sonntagsreden über Bürgerbeteiligung und die Selbstwahrnehmung der Behörde als Servicestelle im täglichen Alltag gelebt werden. Und unsere Garage möchten wir natürlich auch schnell wieder nutzen.“ Den Humor hat Ralf Schmeink, trotz widriger Umstände jedenfalls nicht verloren: „Ich finde, es gilt Scheiches Recht für alle!“

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Ralf Schmeink möchte wissen, wie es mit der spontanen Baustelle weiter geht, die arg den Familienalltag behindert. Foto: Ralf Schmeink