Weltweit in den Charts unterwegs


– Von der Kinderorgel zum erfolgreichen Electropop –

Lobberich (sp). Mehr als 120 Buchungen pro Jahr für Festivals weltweit, dies ist ein Phänomen das seit nunmehr fast 25 Jahren fortdauert. Für die Erfolge in Großbritannien, Skandinavien, Neuseeland und Australien gab es Gold und Platin. Die erste Single „It’s my life“ fand sich bereits unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung europaweit in den DJ-Charts wieder; von da ab jagte ein Chart-Hit den nächsten. Doch nicht nur die eigenen Lieder der Macher von „Ecuador“, „Encore une Fois“ und „Mysterious Time“ schlugen eine wie eine Bombe. Auch Künstler wie unter anderem O.M.D., Jean Michel Jarre, Dr. Alban und 2Unlimited, ließen sich ihre Welthits von ihm mixen. Die Rede ist von Sascha Lappessen, Kopf des international erfolgreichen Trios DJ Sash!.

Die Liebe zur Musik

Seine Leidenschaft für die Musik entwickelte der Lobbericher bereits früh. „Als ich meine Heimorgel geschenkt bekam, war ich neun Jahre alt, und bis zu meinem 16. Lebensjahr hatte ich Unterricht. Es war aber nicht die Klassik, die mich interessierte, sondern natürlich die Pop Musik“, sagt der gelernte Energieanlagenelektroniker lächelnd. Deshalb sei er auch später auf die Idee gekommen, so fügt er schmunzelnd hinzu, die Basslautsprecher seiner Orgel auszubauen und in der Rückbank seines Autos zu installieren.

Als Teenie mischte er mit eigenen „Platten“ die Tanzfläche der Jugend-Disco im Freizeitheim Arche ordentlich auf. „Anfangs musste ich noch mit den Fingern drücken, um die Musik zu verlangsamen. Ich setzte mich dann aber immerhin damit durch, einen vernünftigen Plattenspieler gestellt zu bekommen, um besser arbeiten zu können“, sagt Sascha lachend. Später kellnerte Sascha zunächst und arbeitete als Lightjockey in der Discothek King’s, später wurde er von Helmut Töpfer, gebeten, den hauseigenen DJ für einen kompletten Abend zu vertreten. „Du kennst das Publikum, du weißt, was läuft“, meinte der Inhaber des King’s. „Ich war total aufgeregt und meine Hände haben gezittert. Aber es hat wunderbar geklappt“, erzählt Lappessen lächelnd.

Der kometenhafte Aufstieg

Als in der Kaldenkirchener Diskothek schließlich ein neuer Disc Jockey gebraucht wurde, konnte Sascha endlich so richtig seiner Leidenschaft frönen. Von nun ab heizte er den tanzwilligen Gästen bis in die späte Nacht ein und sorgte so für überkochende Partystimmung. Dort hatte er auch bereits Ralf Kappmeier und Thomas Alisson kennen gelernt, mit denen er später das Projekt Sash! begründete.

Im Jahr 1994 veröffentlichten Thomas und Sascha unter dem Namen Careca ihre erste gemeinsame Produktion mit dem Titel „Indian Rave“. 5.000 DM bezahlte er für eine Nacht in einem Studio, um das Stück zu trimmen und aufzunehmen. Er verschickte die CD des Label Coconuts Records an mehrere DJs und konnte so seine Investition zurück erwirtschaften.

1995 kam Ralf als kreative Ergänzung dazu. Der kommerzielle Durchbruch folgte im Jahr darauf mit dem Titel „Encore une fois“. Von belgischen DJs kam die Anfrage: Wann kommt denn etwas Neues? Zum Dank für den Erfolg hatte Sascha den Belgiern eben jenen Dancefloor Hit mit der Botschaft „Noch einmal“ gewidmet. „Der Text ist eine Danksagung an die Leute, die zuvor unsere Single zum Clubhit in Belgien gemacht haben“, erklärt er lächelnd.

 

Sascha arbeitete bei Madra Music, als sein Label Boss aus Köln schließlich anrief und fest stellte: „Wir brauchen dich für Promotion. Kannst du kündigen? Nächste Woche sind wir auf Platz 1.“ Er hatte das Glück, einen sehr verständnisvollen Chef zu haben, so dass er von heute auf Morgen kündigen konnte. Was von nun an folgte, war ein weltweiter Boom, der bis heute andauert, da die Formation Sash! sämtliche Charts weltweit eroberten.

Die Gegenwart

Noch heute ist Sascha vor allem im Ausland sehr erfolgreich und dort an den Wochenenden unterwegs, drei bis vier Auftritte im Jahr absolviert er in Deutschland. Dann spielt er auf berühmten Festivals wie zum Beispiel „Tomorrow Land“. „Die Clubs sterben aus. Heute sparen die Kids ihr Geld für die großen Festivals und reisen dafür“, weiß er. „Ich habe schon vor 20 und vor 250.000 Leuten Musik gemacht. Es gibt gute und schlechte Auftritte. Zum Beispiel, wenn ein Schneesturm dafür sorgt, dass wir am Ende nur vor der Hotelbelegschaft spielen“, sagt er lachend. Von Montag bis Freitag ist er zu Hause bei seiner Familie in Lobberich. „Meine Kinder haben früher gedacht, Papi ist ein Pilot, weil ich immer unterwegs war“ erzählt er schmunzelnd.

Der Zeitgeist

„Heute kann jeder Sechsjährige mit einem Computer Musik produzieren. Früher musstest du ein Equipment von 100.000 DM haben. Es ist viel schwieriger, als etwas Besonderes hervorzustechen. Anderseits ist es einfach, sich auf den Plattformen zu tummeln. Das sorgt jedoch für jede Menge Massenware.“ Früher habe der Künstler Wochen oder Monate Vorarbeit geleistet. Heute könne im Grunde jeder einen super Sound mit dem eigenen Handy kreieren, ohne viele Stunden im Studio verbringen zu müssen. „So geht uns der Spaß am Produzieren verloren, außerdem hat Musik heute deshalb für den Verbraucher nicht mehr den Stellenwert wie früher – alles ist jederzeit verfügbar – auch Illegales.“ Das mache die Kunst kaputt und treibe die Preise in den Keller. „Mit einem Liter Milch von 100 wird nicht mehr viel verdient.“

Die Zukunft

„Mit meinen Songs möchte ich so lange unterhalten, wie es mir und den Leuten Spaß macht.“ Natürlich hält der 47-Jährige sich dazu auch besonders fit: „Ich habe einen Personal Trainer, trinke keinen Alkohol und achte sehr auf meine Ernährung. Das ist auch wichtig, denn meine Arbeit ist sehr anstrengend und überhaupt nicht mit Urlaub zu vergleichen. Manchmal spiele ich drei Tage durch, ich habe mich aber genauso daran gewöhnt, quasi drei Tage am Stück zu schlafen.“

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