Zapfen mit Leidenschaft


– Bierkultur Kreuels: mittendrin statt nur dabei –

Von Susanne Jansen

Breyell. Nunmehr steht „der alte Kneipenwirt“, wie sich Wilfried Kreuels gerne scherzhaft selber nennt, seit sage und schreibe 55 Jahren hinter der Theke! Eine gewisse Affinität zum Genre habe es bereits früh gegeben, erzählt er schmunzelnd. „Ich bin schon als kleines Kind rumgefahren und habe die Beiträge der Wirtevereine eingesammelt.“ Dabei sahen seine Pläne in den Folgejahren, im zarten Alter von 14 Jahren, ganz und gar anders aus: „Beinahe hätte ich in Krefeld eine Ausbildung zum Metzger begonnen. Ich hatte auch schon eine Wohnung in Aussicht, als mein Vater, der Kneipenwirt, aufgrund eines Herzinfarktes ausfiel. Da nun Not am Mann war, sprang ich sofort ein und wuchs, eher unerwartet, mit viel Leidenschaft in dieses Gewerbe, mitsamt Saalbetrieb, hinein.“ Und diesem ist der 68-Jährige bis heute treu geblieben.

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So wurde Kreuels im Jahr 2019 vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband für „50 Jahre Dienst hinter der Theke“ geehrt. Zugleich hatte ihm sein Sohn Alexander, aufgrund einer beruflichen Veränderung, die Gastronomie „Bierkultur Kreuels“ im Gesamtkonzept vertrauensvoll zurück in seine eigenen Hände gegeben. „Nach der Corona-Krise haben die Gäste zurück gefunden. Und wenn die Vereine ihre Versammlungen abhalten, habe ich buchstäblich alle Hände voll zu tun“, freut sich der Kneipier, bedauert jedoch bis heute: „Mit dem Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes vom Jahr 2013 finden grundsätzlich viel weniger Gäste ihren Weg in die Kneipen. Wir haben das mal recherchiert: Vor Jahren gab es alleine in Breyell, Schaag und Leutherheide 52 Kneipen. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen!“

Derzeit gibt es zwei Ruhetage für die urige Kneipe, montags und dienstags. Angestellte beschäftigt Kreuels keine mehr, dafür hilft er Hubertine zwischendurch in der Küche. Auch seine Schwiegertochter packt mit an. „Kürzlich habe ich für eine Versammlung mit 120 Mitgliedern Kartoffelpüree gestampft“, erzählt er lächelnd. Auch zu Karneval habe er volles Haus gehabt. „Ich wurde aufgefordert, die Türe zu schließen und durfte keinen mehr rein lassen, so viele Menschen kamen nach dem Breyeller Zug in die Kneipe und den Saal. Die ganze Straße vor dem Eingang war verstopft.“

Der Breyeller liebt seinen Job als Kneipier. „Ich kann mir auch nichts anderes vorstellen, das hier ist mein Leben“, sagt er strahlend, fügt aber ein wenig wehmütig hinzu: „Gleichaltrige aus meinem Umfeld, die ihren Beruf bereits aufgegeben haben, sind zum Teil schon tot oder krank. Mich hält die Arbeit fit.“ Das glaubt man ihm gerne! So erzählt er gleich, dass er als leidenschaftlicher Borussia Mönchengladbach-Fan – „Wir leben am Niederrhein, das ist Pflicht!“ – bis heute stehend in der Nordkurve mit fiebert.

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„Ich wurde schon öfter angesprochen: Du stehst doch täglich stundenlang in der Kneipe! Warum setzt du dich im Stadion nicht wenigstens hin?“ Aber Kreuels fühlt sich noch außerordentlich vital und sagt strahlend: „Das macht mir überhaupt nichts aus! Und so bin ich wenigstens mittendrin!“ Auch hier ist der Breyeller buchstäblich nicht zu bremsen: Seit über 20 Jahren fährt er jedes Jahr alleine mit dem Motorrad zu den „Schürzenjäger-Konzerten“ ins österreichische Finkenberg im Zillertal. „Ich freue mich jedes Jahr im Frühjahr wieder, wenn ich das Motorrad aus der Garage hole, und es sofort anspringt.“

Text und Titelbild: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

Liebt seinen Job hinter der Theke: Wilfried Kreuels.