„Zettelkes“-Sammlung zur Inspiration


– Stefan Verhasselt lädt ein zu „Kabarett 4.0“ –

Kempen/Lobberich (sp). Für Freitag, 17. März, lädt Kabarettist Stefan Verhasselt zu seinem neuen Programm „Wer kommt, der kommt – Kabarett 4.0“ in die Lobbericher Werner-Jaeger-Halle ein. Wo liegen die Wurzeln seiner Affinität zur humorvollen Betrachtung und Darstellung von Situationskomik als Kleinkunst? „Ich war nie ein Pausenclown, nein, gar nicht. In den ersten Schuljahren wusste ich aber schon genau, was ich werden wollte: das, was ich heute bin. Hat geklappt!“, antwortet er gut aufgelegt.

Meine allererste Geschichte hab‘ ich zufällig als Kind auf dem Straelener Markt erzählt. Es war eine Wegbeschreibung von Straelen nach Venlo, kurz und sehr bildhaft. Und gerade durch Letzteres auch sehr lustig, allerdings für den mich fragenden Autofahrer wenig hilfreich.

Er bedankte sich trotzdem und irrt wahrscheinlich noch heute umher – auf der Suche nach Venlo.“ Diese Geschichte habe ihn später zur persönlichen Aufarbeitung in einem seiner Kabarett-Programme motiviert, so fügt er augenzwinkernd hinzu. Als Kind habe er außerdem Rudi Carrell verehrt. „Sein Humor, seine gut gemachten Gags und seine nonchalante Art, Menschen zu unterhalten, haben mich beeindruckt. Er ist für mich heute noch ‚groß‘ und unvergessen.“

Zuhören und Spaß haben

Besonders aufmerksam beobachten und zuhören habe er immer schon gekonnt, dies jedoch erst im Laufe der Zeit bewusst eingesetzt. „Bis dahin sprudelte es aus mir heraus. Als Jung-Moderator erzählte ich einfach drauflos und merkte, dass die Leute mir zuhörten und Spaß daran hatten.“ Dies habe damals natürlich noch angespornt, sei jedoch oft ohne Struktur gewesen und habe häufig mit einer Spontan-Pointe geendet.

Als Stefan Verhasselt dann Ende der 90er Jahre als Moderator bei AlsterRadio in Hamburg arbeitete und dafür wöchentlich pendelte, habe er gegen sein Heimweh angekämpft. „Während der Autofahrten hörte ich mir zur Aufmunterung Kassetten mit den Niederrhein-Geschichten von Hanns Dieter Hüsch an. Dabei fiel mir auf, dass ich solche Anekdoten auch erlebt habe und noch heute täglich erlebe“, erinnert er sich, „ich habe dann auch einfach mal gut zugehört und häufiger hingeschaut, eben auf Typisches von uns.“ Das pointierte Schreiben und Erzählen habe er sich später angeeignet.

„Bitte mehr davon!“

Variierende Gepflogenheiten und auch liebevolle Eigenheiten der unterschiedlichen Regionen habe der Kabarettist schon früh wahrgenommen. „Aber das geschah damals eher unbewusst. Meinem Vater sind sie allerdings dafür umso deutlicher aufgefallen, und er konnte davon humorvoll erzählen. Ich glaube, die ‚wohlmeinende‘ Beobachtungsgabe habe ich von ihm.“ Als er schließlich beim WDR moderierte, habe der Kempener seine ersten kleinen Geschichten immer mal wieder in die Moderation eingestreut. „Viele Hörer hatten großen Spaß daran und schrieben mir ins Funkhaus: ‚Bitte mehr davon!‘. So wurde die Idee für mein erstes Kabarettprogramm geboren, mit dem ich 2006 im Stratmanns Theater in Essen Premiere hatte.“

Die Wurzeln von Stefan Verhasselt liegen ‚fast ganz‘ am Niederrhein. „Mein Vater wurde zwar in Wuppertal geboren, verbrachte seine Kindheit jedoch in Kevelaer und wurde in Straelen richtig ‚groß‘. Meine Mutter kommt aus Nettetal-Kaldenkirchen. Da, wo man die Endlaute eines Wortes gerne mit einem ‚Schwung-CH‘ ausschmückt“, erzählt er ‚lustiCH‘. 

Woher kommt die Inspiration für aktuelle Veranstaltungen? 

„Ich gehe gerne ins Café und bin da mit einem Ohr gleichzeitig an mehreren Nachbartischen ‚zu Gast‘. Das ist auch so, ich geb’s zu, wenn ich eine Partnerin habe, und sie mit dabei ist. Manchmal schnappe ich bei einer Party auch nur einen Satz auf, eine Formulierung, woraus sich eine Kabarett-Geschichte entwickeln lässt.“ Das schreibe er dann sofort auf einen Zettel oder einen Bierdeckel. „Meine „Zettelkes-Sammlung“ reicht schon fürs 5. Programm“, so fährt er schmunzelnd fort.

Was ist für Stefan Verhasselt typisch niederrheinisch? „Nur am Niederrhein gibt es ‚ganze Tische‘ und nicht nur ’nix‘, sondern auch ‚gar nix‘. Das ist wirklich phänomenal und die absolute ’niederrheinische Steigerung’“, stellt er amüsiert fest. „Aber, ich mag sehr die ruhigen Ecken des nördlichen Niederrheins, zwischen Bauernhöfen, Hönnepel und der ‚Golden Gate von Emmerich‘. Und auch Spazierengehen an den Krickenbecker Seen. Die Mammutbäume in Kaldenkirchen oder die niederrheinischen Kopfweiden zwischen Tönisberg und Hüls, finde ich auch einfach klasse.“

Zeuge des ‚Dramas‘

An Kempen mag er besonders die aufgeschlossenen Menschen, die ihn in kurzer Zeit sehr nett integriert haben, die wunderschöne Innenstadt mit tollen Kneipen und einer großen Restaurant-Vielfalt. „Außerdem mag ich die hochwertigen Einkaufsmöglichkeiten vom Bio-Freilandei bis zum schicken Hemd“, so fasst er augenzwinkernd zusammen. Er könne sich jedoch auch vorstellen, woanders sesshaft zu werden, er wisse nur noch nicht wann: „Zu meinen Zielen, die ich noch habe, gehört auch mal ein Job in Berlin: Radio, Kabarett oder so. Übrigens, die Berliner Mentalität ist mit unserer vergleichbar. Ich mag aber auch München, Bayern allgemein und Österreich.“ 

Stefan Verhasselt lacht spontan. Anekdoten gebe es viele. „Ich beobachte häufig an der Kasse im Supermarkt oder im Urlaub, im Frühstücksraum des Hotels, Mitmenschen, die sich über etwas aufregen und dies so laut machen, dass man quasi ‚gezwungen wird‘ Zeuge dieses ‚Dramas‘ zu werden.“ Häufig gehe es dabei nur um Lappalien, was sie jedoch nicht weniger komisch erscheinen lasse. „So auch letztens in der Bahn: der Zug hatte leicht‘ Verspätung – nix Dramatisches, aber fast der ganze Waggon hat sich quasi in diese Verspätung hineingesteigert. In solchen Situationen werde ich dann gerne ‚gezwungen, Zeuge zu sein‘ – um später daraus eine ’schöne‘ Geschichte fürs Kabarett zu schreiben.“

Ein Autogramm von Mr. Brosnan

Auch aus seinem beruflichen Werdegang kann er natürlich augenzwinkernd Anekdoten zum Besten geben: „Bei den Dreharbeiten zum ersten James Bond-Film mit Pierce Brosnan war ich als Reporter in Hamburg am Filmset. Da fragte mich Mister Brosnan, ob ich ’ne Zigarette für ihn hätte. Ich gab ihm eine aus meiner Packung. Als Dank hat er mir darauf ein Autogramm gegeben. Ein Glück, dass ich damals noch geraucht habe!“

Ebenso sorgt auch das zu unterhaltende Publikum durch eigene unfreiwillig komische „Einlagen“ schon mal dafür, dass der Moderator seinerseits unterhalten wird: „Einmal hat eine Zuschauerin eine meiner Pointen fast schon theatralisch versemmelt“, so stellt der Kabarettist fest, „sie stand mit einem unbeholfenen Poltern auf, obwohl sie den Saal eigentlich ’stickum‘ verlassen wollte. Und zwar genau, zwischen Story und Pointe. Ich habe sie dann gefragt, ob ihr das Programm nicht gefallen habe.“ „Doch schon“, so habe sie geantwortet, „ich muss nur meinen Bus noch kriegen.“ Er habe dann noch ironisch hinterher gerufen, ob er ihr die restlichen Pointen per „Whats App“ quasi ’nachposten‘ solle. „Sie lachte und hat hoffentlich pünktlich ihren Bus bekommen – nach Breyell.“

Weitere Informationen: www.stefan-verhasselt.de

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