Zu Gast bei Mutter Teresa


Innere Überzeugung und Gottvertrauen

Von Susanne Jansen

Lobberich. Vor ziemlich genau 40 Jahren hatte Mutter Teresa dem knapp 2.000 Seelen zählenden Nettetaler Ortsteil Leuth einen Besuch abgestattet. Zu ihren Ehren lud kürzlich ein Gedenkgottesdienst in die katholische Pfarrkirche St. Lambertus ein. „Das hat mich nochmal besonders an ein paar prägende Schlüsselerlebnisse erinnert, die ich in Indien hatte“, erzählt Lobbericher Werner Backes, der Mutter Teresa bereits im Januar des Jahres 1979 besucht hatte. In seiner Begleitung befanden sich Johannes Torka, der insgesamt 41 Jahre lang Seelsorger in Nettetal gewesen war, zunächst als Kaplan, später als Pfarrvikar in Hinsbeck und 27 Jahre als Pfarrer in Lobberich. Auch ein indischer Priester reiste mit, Ignaci Siluvai. Er hatte in der Lobbericher Pfarrei in Vertretung Dienst gemacht, ebenso wie Hartmut Glöckner, der mit Organist Wolfgang Seifen befreundet war. „Wenn man einmal in Indien gewesen ist, lässt einen die Faszination nie mehr los“, schwärmt Backes, „das ist eine ganz eigene, sehr beeindruckende Kultur.“

Initialzündung

Zu Besuch in Indien (von links): Mutter Teresa, Johannes Torka und Ignaci Siluvai.

„Pfarrer Johannes Torka war Gründer der Vorster Action Medeor. Er hatte die Initialzündung gegeben, weil er sich in Indien selbst einen Überblick darüber verschaffen wollte, wie das Geld für die Projekte eingesetzt worden war.“ Backes brachte anschließend über 700 Dias mit nach Hause. „Alles thematisch sortiert: Essen in Indien, Leben in Indien, Berufe in Indien und so weiter“, zählt er auf. „Ich habe auch viele lachende Kinder erlebt und fotografiert. Trotz der vorherrschenden Armut wirkten sie unbefangen und fröhlich.“ Die Reise führte unter anderem nach Bombay (heute Mumbai), Delhi und in die Heilige Stadt und Hauptpilgerstätte am Ganges, Varanasi. Die vier Reisenden besuchten unter anderem Bischofshäuser und Waisenhäuser. „In Kalkutta sind wir dann spontan zum Mutterhaus gegangen, in der Hoffnung Mutter Teresa zu begegnen“, erinnert sich Backes versonnen.

Mutter Teresa

„Wir wurden in einen Raum geführt, warteten eine Weile, und als die Tür aufging, kam Mutter Teresa herein. Eine sehr kleine und zerbrechlich wirkende, liebenswürdige Person.“ Eine Stunde lang habe sie sich Zeit genommen, um mit den Besuchern zu sprechen. „Unter anderem auch über die Feuerbestattung. Direkt nebenan gelegen waren Slums. Im Hinduismus werden die Toten öffentlich verbrannt.“ Da es jedoch in den Slums kein Geld für Holz gab, wurden die Toten zur Feuerbestattung zu Mutter Teresa gebracht, die sich darum kümmerte. „Wir haben auch ein Sterbehaus besucht“, berichtet Backes, „die Sterbenden lagen auf Pritschen, und sehr junge europäische und amerikanische Frauen verrichteten dort ihren Dienst. Das hat mich sehr beeindruckt, und diese Erlebnisse wirken bis heute nach.“

Emotionale Spuren

Auch der Abschied von Mutter Teresa habe bis heute emotionale Spuren hinterlassen. „Sie stand an der Tür, mit der Aufschrift „Mutter Teresa“, und rief uns noch mal. Sie habe am Tag zuvor für Decken für ein Waisenhaus gebetet, da es sehr kalt war. „An der Straße stand ein Auto mit großem Anhänger. Sie sprach mit einem Hindu, elegant, vermutlich ein Geschäftsmann. Im Anhänger befanden sich Wolldecken, die er spontan anlieferte.“ Was Backes insbesondere bewunderte, war ihr tiefer Glaube an Gott. „Für sie war klar, dass jemand kommt. Und dann kam jemand. Wir, in unserer Kultur, würden dieses eigendynamisch wirkende Ereignis als Wunder bezeichnen. Sie jedoch hatte eine tiefe innere Überzeugung und ein außergewöhnliches Gottvertrauen. Diese unvoreingenommene Sichtweite hat mich nachhaltig sehr geprägt.“ Auch Gisela Backes hatte eine zufällige Begegnung mit Mutter Teresa. „Im folgenden Jahr waren wir in Rom bei einer weltweiten Bischofskonferenz“, erzählt sie, „dort sah ich spontan, wie Mutter Teresa aus einem Fiat ausstieg. Ich sprach sie auf das Treffen mit meinem Mann in Indien an und erzählte ihr von seiner Begeisterung. Daraufhin regte sie einen weiteren Besuch bei ihr in Indien an. Ich war ebenfalls sehr beeindruckt von ihrer ganzen Art.“

Text und Titelfoto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

Archivbild: Werner Backes

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