Nach 80 Jahren in den April geschickt


Zu Beginn des Jahres wurden im Rathaus wieder zahlreiche Ehrenamtler für ihr herausragendes Engagement gewürdigt. Einer von ihnen ist Heinz Koch, den Nettetal aktuell persönlich zu Wort kommen lässt. 

Hinsbeck (sp). Heinz Koch ist 69 Jahre alt, von Beruf Diplom-Ingenieur und lebt in Hinsbeck. Seit dem Jahr 1960 ist er Mitglied im VfL, seit 1969 im Vorstand und hat im Jahr 1993 eine Chronik über 61 Jahre Handball im VfL erstellt. Danach folgte der Almanach zum 100-jährigen Bestehen des Vereins über die Jahre 1989 bis 2000.

„Im VfL war ich ab 1972 über 25 Jahre Verantwortlicher für den Senioren-Handballbereich, von 1991 bis 2008 war ich stellvertretender Vorsitzender. Daneben habe ich fast alle Posten bekleidet, die es im Vorstand gab.“ Heinz Koch ist aber nicht nur sportlich, sondern pflegt auch ein leidenschaftliches Interesse an der Historie seines Heimatortes. „Im Jahre 2000 bin ich in den Vorstand des VVV Hinsbeck eingetreten und bin seit 2001 Verantwortlicher für den Hinsbecker Boten.“ Seit dem Jahr 2004 leitet er den Mundartkreis „Hänsbäcker Jüüte“, zunächst als Hauptverantwortlicher, gemeinsam mit Elisabeth Camps, seit 2013 alleine. „Hier halte ich in jedem Jahr zwei bis drei Vorträge über Hinsbecker Themen. Zum 100-jährigen des VVV im Jahre 2007 habe ich deren Chronik erstellt.“

Ebenfalls im Jahr 2007 feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr 125-jähriges Bestehen, für die er 2007 ebenfalls eine Chronik erstellte. Im Heimatbuch des Kreises Viersen habt er mittlerweile rund 10 Berichte über Hinsbecker Personen und Gebäude veröffentlicht, dazu kommen zahlreiche Berichte in Zeitungen sowie Vorträge in verschiedenen Vereinen.

„Ich interessiere mich schon für Geschichte, seit ich denken kann“, schwärmt Koch begeistert, „man lernt durch die Recherchen einfach unglaublich viel über den Ort und die Menschen kennen.“ Besonders am Herzen liege ihm, dass die Geschichte des Ortes sowie die Kenntnisse über dessen Traditionen fortgeführt werden. „Die heutige Jugend lebt, so wie wir es in ihrem Alter auch getan haben, im Jetzt und Hier. Und das ist gut so. Ich wünsche mir, dass sie auch – wenn sie etwas älter sind – den Weg finden, unsere und die Geschichte des Ortes zu erhalten.“

Aber es gebe auch noch viele Schätze, die nur darauf warteten, geborgen zu werden. Insbesondere in den alten Bauernhöfen und auch in vielen anderen Haushalten befinden sich alte Unterlagen, zum Beispiel Urkunden, Briefe oder Verträge, die oft das Bild des jeweiligen Ortes und deren Geschichte verdeutlichen können, ist Koch sicher. „Leider sind diese Dokumente nicht für die Allgemeinheit zugänglich, sondern liegen buchstäblich im Verborgenen. Es wäre schön, wenn die Menschen ihre Unterlagen für kurze Zeit dem VVV Hinsbeck zur Verfügung stellen würden. Bei uns werden sie als wertvolle historische Zeugnisse achtsam behandelt und lediglich kopiert. Danach geben wir sie sofort zurück.“

Wer seine Unterlagen selbst für die Nachwelt sichern möchte, könne dies zum Beispiel unbürokratisch durch die Weitergabe in das Kreisarchiv Viersen machen, wo sie erfasst und sortiert werden. „Wenn ein Fremder diese Unterlagen einsehen möchte, muss dazu die Einwilligung der Person, die es eingelagert hat, eingeholt werden“, erläutert Koch, „so ist gewährleistet, dass die Dokumente sicher gelagert sind und nur durch den Eigentümer autorisierte Personen Einsicht nehmen können.“

Eine skurrile Begebenheit, die ihm im Zuge seiner historischen Forschungsarbeiten begegnete, habe ihn besonders nachhaltig erheitert. „Bei den Recherchen für das Buch ‚100 Jahre VfL Hinsbeck‘ musste ich die Zeitungen von 1900 an lesen. Dabei stieß ich bei einer Ausgabe aus dem Jahr 1913 auf eine Notiz, man habe in Hinsbeck einen Sarkophag, in dem sich ein Ritter mit Rüstung befand, gefunden. Was für eine Sensation!“ Koch recherchierte und forschte weiter. Nichts! Es gab darüber hinaus keine Hinweise auf den Sarkophag mitsamt Inhalt. Jahre später musste er noch einmal im Rahmen einer anderen Recherche die selben Zeitungen durchsehen. Der Hinsbecker beginnt zu lachen. „Die Geschichte war mir noch im Kopf, so dass ich sofort nach der Notiz mit dem Sarkophag gesucht habe. Ich fand sie natürlich, sah durch Zufall auf das Datum und dabei klingelte es: 1. April! Das heißt, noch 80 Jahre später hatte man mich in den April geschickt. Unglaublich!“

Bild: Heinz Koch in seinem Element: auf der Hinsbecker Heide hält er einen historischen Vortrag über Henker.