– Freude und Faszination bei den Olympischen Spielen –
Breyell (sp). Bereits im Alter von drei Jahren entdeckte Miriam Ohlert ihre Liebe zum Eiskunstlauf; als sie vier war, kam Eisschnelllauf hinzu. „Beides habe ich jahrelang parallel gemacht und auch noch andere Sportarten wie Ballett, Reiten, tanzen und turnen ausprobiert. Ich finde, dass es wichtig ist, für den Sport eine Leidenschaft zu entwickeln, um nicht einfach nur abzuarbeiten, sondern wirklich Spaß zu haben“, sagt die 17-Jährige lächelnd.
Da Miriam sich zur Zeit auf das Abitur vorbereitet, liegt ihr Fokus nicht mehr auf dem leistungsorientierten Eisschnelllauf. Denn dafür lässt ihr der Stundenplan einfach nicht genug Zeit. Stattdessen hält sich die Breyellerin durch Training im klassischen Triathlon (schwimmen, Rad fahren und laufen) fit. „Ich mache jeden Tag Sport, manchmal zweimal und verbringe damit durchschnittlich je zwei Stunden. Am Wochenende trainiere ich sogar manchmal einen halben Tag lang“, beschreibt sie und fügt strahlend hinzu: „Es ist ziemlich viel Zeit, das muss man schon sagen. Aber ich investiere diese Zeit gerne.“
Natürlich hat die Schülerin des Werner-Jaeger-Gymnasiums auch noch andere Interessen, die sie aber leider zum Teil aufgeben musste, wie das Theater Spielen und den Chorgesang. „Momentan ist Schule ein großes Hobby von mir“, scherzt sie, „weil ich kurz vor dem Abitur stehe. Ich spiele aber noch Ukulele und ein bisschen Gitarre. Außerdem treffe ich mich gerne mit Freunden, und ich interessiere mich sehr für Politik.“
Als eine von 40 Jugendlichen aus ganz Deutschland und eine von acht aus Nordrhein Westfalen nahm Miriam am Deutschen Olympischen Jugendlager (DOJL) während der Winterspiele in Südkorea teil. Von dem Jugendlager hatte sie via Facebook durch einen Aufruf des EC Grefrath erfahren. Unter der Leitung der Deutschen Olympischen Akademie und der Deutschen Sportjugend flog sie im Februar für zehn Tage in die Hauptstadt Seoul, zwischenzeitlich reiste sie nach Pyeong Chang.
Wie erlebte Miriam dieses Abenteuer? „Es war von Anfang an sehr spannend“, beginnt sie strahlend. Zunächst gab sie in ihrer Bewerbung Auskunft über ihre Interessen und sportlichen Erfolge. „Hauptkriterium war sicherlich der sportliche Erfolg. Bei mir war es die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Eisschnelllauf, bei der ich den dritten Platz im Massenstart und den achten sowie zehnten Platz im Eisschnelllauf-Mehrkampf belegte. Wichtig war aber sicher auch, dass man durch vielfältige Interessen beeindruckte und sich eben nicht alles nur auf den Sport fokussiert“, erläutert sie. Bei einem Vortreffen in Frankfurt sei sie mit den den übrigen DOJL-Teilnehmern detailliert auf ihre repräsentative Aufgabe in Korea vorbereitet worden. „Sogar der koreanische Generalkonsul war zu Besuch. Mit Hilfe einer Dolmetscherin erklärte er uns, was an Korea so außergewöhnlich ist.“
In Südkorea angekommen habe sie sich dann daran gewöhnen müssen, dass wirklich jede Speise, ob Hauptmahlzeit, Brot, Getränk oder Dessert, Reis enthielt, berichtet sie schmunzelnd. Eigentümlich seien ihr auch die Toiletten erschienen, so fährt sie fort: „Die Toiletten enthalten eine Sitzheizung, einen Wasserstrahl und sind grundsätzlich multifunktional, mit jeder Menge Bedienelementen. Ich habe mich gar nicht getraut, alles auszuprobieren.“
Ihr Tagesablauf im Jugendlager in Südkoreas Hauptstadt Seoul begann damit, dass sie sehr früh aufstehen musste, um die Wettkämpfe zu besuchen. Dann fuhr sie nach Pyeongchang zum Deutschen Haus, wo sie unter anderem Politiker und Funktionäre kennen lernte. „Es war sehr interessant, die Wettkämpfe zu erleben, aber auch der interkulturelle Austausch gefiel mir sehr gut. Programm gab es nicht, deshalb war jeder neue Tag ein kleines Abenteuer, an dem es etwas Besonderes zu entdecken gab. Manchmal hatte ich auch noch Zeit Sport zu machen, dann bin ich gelaufen, oder ich habe mich im Kraftraum aufgehalten.“
Zweimal übernachtete Miriam in Gastfamilien, einmal in Verbindung mit dem Goethe-Institut, einem gemeinnützigen Verein zur Förderung der deutschen Sprache im Ausland, um gezielt Zeit mit koreanischen Jugendlichen zu verbringen. „Natürlich haben wir uns sehr für die sportlichen Erfolge interessiert, nicht nur für die der Deutschen, auch für alle anderen.“ Wenn sie gerade nicht dabei war, verfolgte sie die Spiele, gemeinsam mit den anderen Teilnehmern, ununterbrochen im Liveticker.
„Korea ist ein ganz anderes Land, mit unserem also gar nicht vergleichbar“, sagt Miriam, „für mich faszinierend war, dort diesen besonderen olympischen Spirit zu fühlen. Das ganze Land, die Stadt war von dieser positiven Aufregung erfüllt. Und ich war mittendrin!“ In der Metropole Seoul habe sie sich nicht Reiz überflutet gefühlt. „Es gab hohe Häuser, aber nicht viele Straßenspuren nebeneinander, so dass es auch nicht sehr laut war.“
Bei den Wettkämpfen habe sie regelrecht mitgefiebert. „Ich habe für jeden Gewinner gejubelt, egal aus welchem Land er kam. Es war dauerhafte Party, wir haben uns selber in Stimmung gebracht, und alle haben getanzt. Das war ein unvergessliches Erlebnis, wenn das ganze Stadion zwischendurch richtig abging!“
Was plant die vielseitig interessierte Sportlerin für ihre Zeit nach dem Abitur? „Ich werde für sechs Wochen nach Korfu fliegen. Dort werde ich vor Beginn meines Agrarstudiums in Bonn für eine Reiseagentur als Kinder-Teamer arbeiten, um in der Zeit zwischen Schule und Uni auch noch etwas Schönes zu machen.“
In den sozialen Netzwerken ist Miriam natürlich ebenfalls unterwegs, aber sie pflegt einen bewussten Umgang damit. „Ich finde, man sollte sich nicht von den typischen Fitness Models auf Instagram beeinflussen lassen. Lieber sein eigenes Ding machen. Statt Fitnessstudio lieber den Sportverein wählen, dort kann man mehr soziale Kontakte knüpfen und es macht viel mehr Spaß, in der Gruppe Sport zu machen.“
Fotos: Ohlert