Die Rückkehr des Fischotters


– Die Biologische Station bereitet den Weg –

Nettetal (sj). In weiten Teilen Deutschlands, wie zum Beispiel in Nordrhein Westfalen, war der Fischotter komplett ausgerottet. In Niedersachsen gibt es bis heute noch eine kleine Restpopulation. In weiteren Regionen wie Heinsberg und Düsseldorf weisen aktuell Spuren auf die Rückkehr des Fischotters hin. In der Nähe von Kleve hatte es außerdem von niederländischer Seite Wiederauswilderungs-Projekte mit dem Ziel gegeben, den Fischerotter erneut heimisch werden zu lassen.

Nahezu ausgerottet

Früher wurden die Fischotter wegen der Konkurrenz um Fische ausgerottet. „Vor allem waren sie jedoch wegen ihrer Pelze sehr begehrt“, erläutert Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station. Was obendrein für eine Schwächung der Population sorgte, war die Gewässerverschmutzung durch Tenside. „Diese waschaktiven Substanzen lösten das Fett des Fischotterfells auf. Dadurch bekam das Tier eine Lungenentzündung und verstarb. Heute hat sich allerdings die Wasserqualität wieder verbessert, unter anderem durch Naturschutzprojekte wie Renaturierungen. Seit 1968 darf der Fischotter auch nicht mehr gejagt werden – er steht nun unter Schutz“, erläutert Reichmann im Detail.

Wiedereingliederung

„Im Kreis Viersen ist der nachweislich letzte Fischotter im Jahr 1939 an den Krickenbecker Seen in eine Fischerreuse geraten und ertrunken“, berichtet der Leiter der Biologischen Station Krickenbeck, die das Projekt: „Der Fischotter kehrt zurück – Wir bereiten ihm den Weg“ ins Leben rief. „Unser ein Jahr dauerndes Projekt hat zum Ziel, passende Rahmenbedingungen zu schaffen und die Fischotter so wieder bei uns sesshaft werden zu lassen. Unsere Maßnahmen werden vom Landschaftsverband Rheinland gefördert, damit gehen wir einen anderen Weg als unsere niederländischen Kollegen.“

Opfer von Verkehrsunfällen

Generell gilt es ein besonderes Problem zu lösen: Häufig werden die Fischotter Opfer von Verkehrsunfällen. So wurden bereits gechippte tote Tiere aus dem niederländischen Projekt in Weeze entdeckt. „Die Fischotter schwimmen nicht, sondern laufen direkt am Ufer flacher Gewässer entlang und unterwandern dabei Brücken. Wenn es keine Brücke gibt, erklimmen sie die Böschung, überqueren die Straße und werden häufig überfahren.“ –Die Biologische Station begibt sich mit dem Projekt Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist otter-1438378_1920.jpgauf intensive Spurensuche, da es bereits Hinweise darauf gebe, „dass der Fischotter zu uns in den Kreis zwar noch nicht eindeutig zurück kehrt ist, aber er steht quasi vor der Tür“, stellt Reichmann zuversichtlich fest.

Spannende Spurensuche

Biologin Jennifer Markefka führt die Arbeiten seit Anfang des Jahres aus und begibt sich damit auf eine spannende Spurensuche. „Meine Leidenschaft für Gewässerökologie habe ich bereits während meines Studiums an der Universität Duisburg-Essen entdeckt“, sagt sie strahlend. In ihrem Projekt macht sie unter anderem eine Gesamtbestandsaufnahme aller Klärbauwerke und Gewässersysteme von Nette, Niers und Schwalm. „Wir schauen wo kann man noch eine Kamera installieren und welche Bauwerke stellen eine Gefahr dar, weil sie keine Bermen haben.“ Weitere Teil der Maßnahme ist es, zu überlegen, wie man die Stellen entschärfen kann. „Für mich ist das Projekt eine tolle Kombination aus Spaß und Beruf, und Freude an der Arbeit in der freien Natur“, beschreibt die 29-Jährige, die es außerordentlich spannend findet, die mutmaßliche Rückkehr einer solchen Tierart zu erforschen.

„Wenn ich an den Brücken die Kameras aufstelle, dann sieht man zunächst mal keine der nachtaktiven Fischotter, aber man entdeckt sehr viel anderes. Das ist dann auch ganz nett!“, sagt die Biologin, die sich sehr über die hervorragende Zusammenarbeit mit den Gewässerunterhaltungs-Verbänden freut. Reichmann ergänzt: „Bei der Auswertung von Aufnahmen sahen wir zum Beispiel ein Wildschwein, das bis zur Suhle ging, einen Marder, der eine Ratte fing, und wir bekamen Füchse präsentiert.“

Großes Streifgebiet

Markefka wäre bereits froh, wenn sie einen Kotfund hätte, „dann wäre klar, dass eines der Tiere durchgewandert ist.“ Reichmann erläutert: „Fischotter markieren ihre Reviere über Kot an exponierten Stellen. Dort sind sie dann gut zu finden und halten sich unter Brücken zum Beispiel auch noch länger auf. „Die Geduldsprobe besteht hierin, dass Fischotter ein sehr großes Streifgebiet haben und man hier ein wenig die Nadel im Heuhaufen sucht.“ Sind die Fischotter erst einmal sesshaft geworden, bleibt ihr Nachwuchs etwa ein Jahr bei der Mutter, anschließend gehen die Einzelgänger auf Wanderschaft. „Unsere heimischen Gewässer sind sehr gut geeignet, um den Fischottern wieder eine Heimat zu bieten. Sie fressen Kleinsäuger, Fische und Nutriajunge, und breiten sich so natürlich aus. Ein Jungotter kann bis zu 80 Kilometer wandern, und sucht sich irgendwann ein neues Revier.“

„Uns geht es darum die Menschen zu begeistern, für eine besondere Tierart, die bei uns ausgestorben ist und nun offensichtlich zu uns zurückkehrt. Deshalb wollen wir auch ein Heimatbuch zum Thema herausbringen, und planen eine Ausstellung in unserem Info-Zentrum. Wir werden auch durch Flyer über die Rückkehr der Fischotter informieren.“

Text: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen, Fotos, pixabay: Milesl und S.Hermann & F.Richter

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