Am Heiligen Abend leuchten die Augen


– Eine unvergessliche Weihnachtsfeier im Cyriakushaus erleben –

Grefrath (sj). Ayse hat ein riesengroßes Herz. „Für mich sind gute Menschen, diejenigen, die nicht nur an sich denken. Das sind solche, die sich in nächster Nähe umsehen und gerne helfen, ohne lange zu überlegen“, fasst sie lächelnd zusammen.

Im Jahr 2013 kam die Grefratherin am Heiligen Abend bei ihrer Arbeit mit einer älteren Frau ins Gespräch, die erzählte dass sie den Abend alleine vor dem Fernseher verbringen werde. „Das fand ich sehr traurig, und dann habe ich auch noch bei anderen nachgefragt: Wie feiert ihr eigentlich Heilig Abend?“ Dabei erfuhr sie von weiteren Menschen, die ebenfalls alleine zu Hause waren. Da brachte sie spontan auf eine Idee: “Ich zog noch los, kaufte einen großen Jutesack und befüllte ihn mit kleinen Geschenken. Dann besuchte ich all die einsamen Menschen, mit denen ich gesprochen hatte.“

Als Ayse bei der ersten Frau ankam, hatte diese in ihrem Wohnzimmer bereits eine Kerze angezündet. Auf dem Tisch fanden sich ein Butterbrot und ein Glas Sekt, der Fernseher lief. „Als ich der Dame mein Geschenk überreichte, hat sie vor Freude angefangen zu weinen. Das hat mir so wehgetan, dass ich auf der Rückfahrt selber sehr traurig wurde und erst mal anhalten musste, weil ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte.“

Ihrem Mann teilte sie zu Hause sofort mit: „Memeth, ich habe etwas vor. Ich finanziere das alles selber, koste es, was es wolle. Ich mache dann keinen Urlaub, das muss ich jetzt für ein Jahr durchziehen.“ Gesagt, getan: Die Idee für den Abend der leuchtenden Augen im Cyriakushaus war geboren. „Für den Heilig Abend im nächsten Jahr malte ich mir bereits eine Weihnachtsfeier mit Drei-Gänge-Menü aus. Dafür konnte ich Catering Wolf gewinnen – er bot an, für jedes Menü nur die Hälfte berechnen. Den Rest übernahm ich“, beschreibt Ayse. „Ich helfe gerne, dein soziales Engagement muss unbedingt unterstützt werden“, so habe der Geschäftsführer geantwortet.“Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG_20191204_140033-scaled.jpg

Auch im REWE-Markt wurde sie vorstellig und stellte Patrick Kroppen ihre Idee vor. „Er bot ebenfalls sofort Unterstützung an.“ Nur eine bestimmte Frau konnte beim ersten weihnachtlichen Drei-Gänge-Menü nicht dabei sein. sein. „Die Dame, die mir als Erste von ihrer Einsamkeit berichtet hatte, besuchte ich im Sommer noch im Krankenhaus. Sie sagte: Ayse, ich komme hier nicht mehr raus. Gnade Dir Gott, wenn das passiert, habe ich geantwortet. Kurze Zeit später ist sie dann leider verstorben.“

Seit bereits fünf Jahren freuen sich viele einsame Menschen über den besonderen Einsatz der gläubigen Muslimin. Denn sie sollten nicht nur ein festliches Essen in einer Gemeinschaft erhalten, sondern am Heiligen Abend auch noch ein wenig unterhalten werden. „Ich hatte die Sängerin Vanessa De la Motte kennen gelernt und fragte sie, ob sie helfen wolle.“ Diese sagte ebenfalls zu und ist bis heute, wie die blinde Geschichtenerzählerin Dorothee und alle anderen, mit von der Partie.

„Die persönlichen Geschichten hinter den Menschen aus allen Grefrather Ortsteilen gehen mir sehr ans Herz“, sagt Ayse, „für mich ist es immer wieder schön, dass die Menschen an diesem Abend verwöhnt werden und ein wenig im Mittelpunkt stehen. Sie haben es verdient.“ Diese gemeinsamen Weihnachtsfeiern bringen die Menschen näher, auch und vor allem durch wunderbare Erlebnisse und viel Freude. So gibt es natürlich auch eine Reihe lustiger Anekdoten. „Einmal hatte eine Frau ihr Gebiss vergessen und fragte mich: Wie soll ich denn jetzt essen? Da habe ich ihr einfach das ganze Essen klein geschnitten“, erzählt die gutherzige Grefrathterin strahlend. „Dann gab es einmal einen weiblichen Gast, der sich vor Freude kaum noch habe beruhigen können. „Wunderschön, wunderschön, ist das alles wunderschön!“

So laufen zur Zeit die Vorbereitungen wieder auf Hochtouren: „Wir werden das Cyriakushaus wieder wunderbar weihnachtlich schmücken, mit einem Tannenbaum und allem, was dazu gehört.“ Außerdem gibt sich nicht nur der Nikolaus die Ehre, auch der Weihnachtsmann kommt vorbei. „Warum denn nicht?“, fragt Ayse lachend. „Hauptsache ist, dass wir die Menschen glücklich machen und ihnen einen unvergesslich schönen Abend bereiten.“ Deshalb werden die Gäste am Heiligen Abend auch mit einem Taxi abgeholt und schließlich sicher wieder nach Hause gebracht.

Wer einsam ist und auch gerne am Abend der leuchtenden Augen teilnehmen möchte, der bekommt über die Rufnummer 02158/2057 Kontakt.

Text und Foto: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

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