Wenn das Handy absorbiert


Unterschätzte Ablenkung: viele Unfälle durch Radfahrer –

Von Susanne Jansen

Lobberich. „Du hast es in der Hand“, so heißt die Kampagne des Kreis Viersen, die seit dem Jahr 2019 über die Gefahr der Handynutzung während des Radfahrens aufklärt. „Die Notwendigkeit begründe sich in einer erschreckend hohen Anzahl von Unfällen mit Beteiligung von Radfahrern. Mittlerweile sind die Unfallzahlen auch leicht rückläufig, aber es ist ein Dranbleiben“, erläutert Tobias Stapper, Radverkehrsverantwortlicher der Kreispolizeibehörde Viersen. Deshalb besuchte er im Oktober die Klassen der Jahrgangsstufe acht des Werner-Jaeger-Gymnasiums (WJG) und sensibilisierte in einem 45-minütigen Workshop für die Gefahren der Handy-Nutzung auf dem Rad. In Theorie und Praxis verdeutlichte er die immense, mit der Ablenkung einhergehende Gefahr.

„Das Blickfeld wird stark verengt, die Konzentration ist gemindert und das Reaktionsvermögen verlängert sich. Zusätzlich schränkt das einhändige Fahren, während der Handynutzung, die Reaktionsmöglichkeiten weiter ein und lässt insgesamt unsicherer werden.“ Obendrein ist die Nutzung des Smartphones während der Radfahrt eine Ordnungswidrigkeit, die mit 55 Euro geahndet wird. Eine interaktive Beteiligung unter den Schülern per Direktabfrage mit dem Smartphone hatte ergeben:  Zwei Drittel benutzten ihr Handy auf dem Fahrrad. Das kann katastrophale Folgen haben, nämlich nicht nur die Eigen-, schlimmstenfalls auch eine Fremdgefährdung – so dass die zu zahlende Strafe noch das geringste Übel wäre.

Schließlich lud ein aufgebocktes Pedelec mit Monitor die Schüler ein, ihre Reaktionszeit mit und ohne Handynutzung zu testen. Je temporeicher ein Schüler fuhr, desto schneller lief die Simulation. Erlebbar gefährlich wurde es, als infolge eines plötzlich wahrgenommenen Hindernisses, wie zum Beispiel eines weiteren Radfahrers oder eines über die Straße laufenden Kindes, die Reaktionszeit beeinträchtigt und der Bremsweg unübersichtlich wurde.

Mathias (14) versicherte beeindruckt: „Es hat sich schon real angefühlt, und es ist erschreckend zu sehen, wie schlecht man reagiert. Ich werde das Handy auf dem Fahrrad jedenfalls nicht mehr benutzen.“ Emma bestätigte: „Es ist komisch, dass man weiß, dass gleich eine Gefahr kommen wird und man trotzdem überrascht ist und nicht rechtzeitig reagiert. Im Straßenverkehr ist es dann nochmal gefährlicher.“

Stapper sagt: „Wir hoffen, möglichst viele Schülerinnen und Schüler mit der Herangehensweise in diesem Kurs zu erreichen. Die Simulation mit dem Fahrrad bleibt vielen in Erinnerung, so dass sie beim nächsten Signalton des Handys, während sie mit dem Fahrrad unterwegs sind, hoffentlich an den Kurs denken und kurz stoppen, anstatt weiter zu fahren.“

Titelbild: Mathias fährt, und Tobias Stapper erklärt das Geschehen, 1:1 übertragbar auf den realen Straßenverkehr. Foto: WJG

Text: Medienagentur Niederrhein, Susanne Jansen

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